Herbert Fromme Lebensversicherungsgesellschaften werden bald sehr viel billiger“, sagt der erfahrene Vorstand einer großen deutschen Gesellschaft bei einem Empfang. „In zwei, drei Jahren kann man sehr günstig kaufen.“ Dann werde die Konsolidierung des deutschen Marktes endlich Wirklichkeit. Ich schaue zweifelnd – schließlich habe ich, wie viele, die große Konsolidierung schon oft vorhergesagt, ohne dass sie eintrat. Mein Gesprächspartner ist sich aber sicher. „VVG-Reform, neue Sterbetafeln, dann Solvency II, das reicht.“
So wie er denken einige Manager mit strategischem Weitblick. Heute haben die meisten Lebensversicherer Solvabilitätsquoten von 170 Prozent oder mehr. Sie drücken die Eigenkapitalausstattung im Verhältnis zum Geschäft aus. Aber ab 2008 soll das neue Versicherungsvertragsgesetz gelten. Kommt die geplante Einführung von garantierten Rückkaufswerten für die zahlreichen Kunden, die vor Vertragsablauf kündigen, müssen die Lebensversicherer hohe Rückstellungen bilden.
Das steigende Alter der Deutschen schlägt sich regelmäßig in veränderten Tabellen über die Lebenserwartung nieder, den Sterbetafeln. Für die erhöhten Verpflichtungen für Rentenversicherungen werden weitere Rückstellungen fällig. „Danach dürfte die Solvabilitätsquote für schwache Gesellschaften bei 120 oder 130 Prozent liegen“, sagt der Vorstand und nimmt einen Schluck Wein. Mit Solvency II komme der eigentliche Hammer: Die EU-Kommission werde die neuen Eigenkapitalvorschriften eher einführen als viele Versicherer heute glauben, sagt er.
„Dann haben viele Gesellschaften plötzlich nur 70 oder 80 Prozent Solvabilität“, ist sich der Mann sicher. Und dann könne man wirklich günstig Gesellschaften kaufen. „Die Kleinteiligkeit des deutschen Marktes ist schon lange fällig.“ Er freut sich – wohl zu Recht – auf eine reiche Ernte.
Herbert Fromme ist Versicherungskorrespondent der FTD .
E-mail: fromme.herbert@ftd.de
Quelle: Financial Times Deutschland
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