Gothaer sieht Potenzial für Kollektivangebote in der Krankenversicherung
Von Ilse Schlingensiepen, Köln Für die privaten Krankenversicherer (PKV) könnte sich ein neues Geschäftsfeld auftun: das Angebot von Krankenzusatzversicherungen durch Arbeitgeber. Das erwartet Michael Kurtenbach, stellvertretender Vorsitzender der Gothaer Krankenversicherung. „Beim Thema kollektive Krankenversicherung könnte es eine ähnliche Entwicklung geben wie bei der betrieblichen Altersversorgung“, sagte Kurtenbach vor Journalisten.
Bisher spielt die Gruppenversicherung in der PKV nur eine marginale Rolle. Rund 97 Prozent der Prämieneinnahmen generiert die Branche über Einzelverträge. In der Kollektivversicherung sind nach Angaben von Kurtenbach erst einige wenige Anbieter aktiv.
Bei den Mitgliedern der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) besteht offensichtlich großes Interesse an entsprechenden Angeboten der Arbeitgeber. Nach einer repräsentativen Befragung unter 1000 GKV-Versicherten im Alter von 25 bis 65 Jahren wären 70 Prozent an einer solchen arbeitgeberfinanzierten Sozialleistung interessiert, für 66 Prozent käme eine vergünstigte Krankenzusatzversicherung über den Arbeitgeber infrage. Die Umfrage hat das F.A.Z.-Institut im Auftrag der Gothaer Kranken erstellt.
Für die Unternehmen seien die Policen eine Möglichkeit, als Arbeitgeber attraktiv zu sein und Mitarbeiter an sich zu binden, sagte Kurtenbach. Die Gothaer hat im Herbst 2006 eine eigene Produktpalette exklusiv für das Firmengeschäft entwickelt. „Diesen Weg hat meines Erachtens noch kein anderes Unternehmen der Branche beschritten“, sagte er. Die Prämien in der Gruppenversicherung sind 40 bis 45 Prozent günstiger. Werden mehr als 100 Mitarbeiter eines Unternehmens über die Gothaer versichert, verzichtet sie auf die sonst übliche Gesundheitsprüfung und damit auf Risikozuschläge. Die einzige Information, die der Versicherer neben Alter und Geschlecht der Versicherten verlangt, ist der durchschnittliche Krankenstand des Unternehmens.
Das Angebot von Krankenzusatzversicherungen über den Arbeitgeber könnte einen deutlichen Auftrieb erhalten, wenn es steuerlich gefördert würde, so Kurtenbach. „Wir hoffen, dass die Bundesregierung bei Ergänzungsversicherungen die vorteilhaften Parallelen zur betrieblichen Altersvorsorge erkennt und die Rahmenbedingungen für arbeitgeberfinanzierte Gesundheitsausgaben weiter verbessern wird.“
Nach der Umfrage haben zurzeit 45 Prozent der GKV-Versicherten eine private Zusatzpolice. An der Spitze liegen dabei Zusatzversicherungen für Zahnbehandlung und Zahnersatz, gefolgt von Krankentagegeld und ambulanten Behandlungen. „Ein relativ hoher Anteil derer, die Zusatzversicherungen abschließen, sind mit den Standardleistungen nicht zufrieden, sie wünschen sich eine bessere Qualität oder mehr Leistungen“, sagte Studienleiter Guido Birkner.
Informationen über die Zusatzversicherungen holen sich die GKV-Versicherten vor allem über Bekannte und Verwandte (38 Prozent) und bei den Krankenkassen (25 Prozent). Professionelle Vermittler (19 Prozent) spielen dagegen eine eher untergeordnete Rolle.
Quelle: Financial Times Deutschland
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