Genossenversicherer sieht sich bei Regulierung im Vorteil · Interview mit Vorstandschef Caspers
Von Herbert Fromme und Ina Lockhart, Wiesbaden Der genossenschaftliche Finanzsektor sieht sich durch die Kombination von Banken, Fonds und Versicherern in einer besseren Position als Konkurrenten, mit der verschärften Regulierung der Assekuranz zurechtzukommen. Das sagte Friedrich Caspers, seit 2006 Vorstandschef der Raiffeisen- und Volksbanken-Versicherung (R+V), im FTD-Interview.
„Die Banken und Fondsgesellschaften erleben eine deutlich geringere Regulierungsdichte als die Versicherer“, sagte Caspers. Sie hätten durch Lobbyarbeit – etwa durch die Initiative Finanzplatz Deutschland – dafür gesorgt, dass die Politiker bei Entscheidungen zu Banken und Fonds den Standort Deutschland im Auge hatten. Die Versicherer hätten Änderungen vielleicht zu spät erkannt und sich zu lange auf die bewährte Kapitallebensversicherung verlassen, räumte er ein. Versicherungsvertragsgesetz und Gesundheitsreform seien „kein Programm zur Stärkung des Versicherungsstandorts Deutschland“. Dublin und Luxemburg gewännen an Bedeutung.
Das Wachstum der R+V in den vergangenen zehn Jahren gilt als Erfolgsgeschichte. „Wir haben in dieser Zeit den Bestand verdoppelt und den Marktanteil auf sechs Prozent erhöht“, sagte Caspers. In der Lebensversicherung liege der Anteil der R+V bei zwölf Prozent des Neugeschäfts. Mit 9,2 Mrd.Euro Prämieneinnahmen steht die Gruppe auf Platz fünf im Gesamtmarkt. Dabei half ihr der allgemeine Trend in Richtung Bankvertrieb für Lebensversicherungen. „Aber die öffentlichen Versicherer, die mit den Sparkassen arbeiten, blieben in derselben Zeit bei elf Prozent“, sagte er. Caspers sieht spezifische Gründe für den R+V-Erfolg. „Die Gesellschaft erlebte vor acht Jahren den Umbau, den andere Versicherer gerade durchmachen“, sagte er mit Blick auf die Allianz.
Zu den Erfolgsfaktoren gehöre die enge Verbindung der eigenen IT mit der der Volks- und Raiffeisenbanken. „Außerdem zahlen wir gute und marktgerechte Provisionen und haben Produkte, die in den Rennlisten und den Ratings vorne stehen.“ Über 90 Prozent des Leben-Neugeschäfts stammen von den Banken im Genossenschaftssektor, in der Schaden- und Unfallversicherung sind es mehr als 60 Prozent. Die Wachstumsmöglichkeiten seien gut. „Rund ein Drittel der Bundesbürger besitzt ein Girokonto bei den Volks- und Raiffeisenbanken“, sagte er. Allerdings ist die R+V dort nicht allein. In Baden macht ihr die Karlsruher Konkurrenz, in Bayern sind es die Allianz und die Versicherungskammer. Die Karlsruher habe nach dem Verkauf an die W & W deutlich Marktanteile zugunsten der R+V verloren, sagte Caspers. In Bayern schätzt er seinen Anteil auf 50 Prozent: „Wir gewinnen hinzu.“
Wettbewerber argumentieren, die R+V wachse zwar rasch, bleibe beim Gewinn mit 167 Mio. Euro aber Mittelmaß. „Das liegt auch an der Rechnungslegung“, sagte Caspers mit Verweis auf die Bilanzierung nach dem deutschen HGB-Standard. Nach den internationalen Regeln IFRS seien es rund 400 Mio. Euro. Ab dem Geschäftsjahr 2007 wolle der Konzern nach IFRS bilanzieren.
Die Gruppe suche „den Ausgleich zwischen Wachstum, marktgerechten Provisionen und Ergebnis“. Das gelte auch für die Autoversicherung, wo die R+V nach Allianz und HUK-Coburg die Nummer drei ist. Mit 103,5 Prozent der Beiträge hat sie aber eine deutlich schlechtere Schaden-und-Kosten-Quote als die Konkurrenz. „Über den gesamten Branchenmix können wir mit den Ergebnissen sehr zufrieden sein“, sagte Caspers.
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Für R+V-Chef Friedrich Caspers ist die enge Verzahnung mit den Raiffeisen- und Volksbanken strategisch wichtig. Der frühere Allianz-Manager leitet seit 2006 die Versicherungsgruppe des genossenschaftlichen Lagers, die die Nummer fünf im Markt ist – www.andreasvarnhorn.de
www.ftd.de/versicherer
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Versicherungsvertrieb im Wandel
Quelle: Financial Times Deutschland
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