Finanzvertrieb meldet Ergebniseinbruch in Deutschland und Großbritannien
AWD hat im zweiten Quartal in Deutschland und Großbritannien einen Einbruch beim operativen Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) hinnehmen müssen. Der Hannoveraner Finanzvertrieb begründete dies mit Schulungen für Vertreter. Dank hoher Zuwächse in Österreich und Osteuropa meldete AWD aber insgesamt eine Steigerung des operativen Gewinns, der im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 16,2 Prozent auf 43 Mio. Euro zunahm.
Insgesamt kletterten die Provisionseinnahmen im ersten Halbjahr 2007 um 10,4 Prozent auf 388,2 Mio.Euro und damit den höchsten Wert der Unternehmensgeschichte. Dennoch fiel die AWD-Aktie um 1,7 Prozent auf 27,38 Euro.
AWD verkauft unter anderem Versicherungen und Fonds für die Anbieter und lebt von den Provisionen. Der Finanzvertrieb ist in zehn europäischen Ländern aktiv. Für Banken, Investmenthäuser und Versicherer haben Finanzvertriebe eine große Bedeutung, weil sie für hohe Abschlusszahlen sorgen.
Für deutsche Finanzvertriebe sind andere westeuropäische Märkte schwierig. AWD hat sein defizitäres Italiengeschäft aufgegeben. Konkurrent MLP gab im Juli den Rückzug aus dem britischen und dem spanischen Markt bekannt. AWD aber will in Großbritannien bleiben. „Das ist ein attraktiver Markt“, sagte ein Sprecher. AWD sei dort mit 474 Vermittlern und 26 000 Kunden gut aufgestellt.
Die Zahl der Vermittler – ein wichtiger Indikator für die Wachstumschancen – wuchs im zweiten Quartal um 7,5 Prozent auf 6343.
In Österreich und Osteuropa steigerte AWD das operative Ergebnis im zweiten Quartal gegenüber dem Vergleichszeitraum um 84,4 Prozent auf 11,8 Mio.Euro. AWD ist in Polen, Rumänien, Ungarn, Kroatien, der Slowakei sowie der Tschechischen Republik vertreten. In Deutschland sank das Ebit um 11,9 Prozent auf 14,1 Mio. Euro, die Umsätze stiegen um 3,1 Prozent auf 86,9 Mio. Euro.
„Wir haben uns in einem schwierigen Markt behauptet“, sagte der Sprecher. In der gesamten Branche sei das Neugeschäft in der Lebensversicherung rückläufig. In Deutschland habe es für AWD außerdem Sondereinflüsse gegeben. „Wir haben in die Qualitätssicherung investiert“, sagte er. Vermittlerrichtlinie und Versicherungsvertragsgesetz erforderten Schulungsmaßnahmen für die Vertreter. Für den Rückgang beim Ebit seien außerdem Abflüsse aus Investmentfonds verantwortlich.
In der Schweiz sank das Quartals-Ebit um 23,1 Prozent auf 2 Mio. Euro. „Das geht vor allem auf Währungsschwankungen zurück“, sagte der Sprecher. In Großbritannien sank das Ergebnis um 86,7 Prozent, die Umsätze stiegen um 1,1 Prozent. „Wir mussten 1,5 Mio.Euro für Compliance-Maßnahmen ausgeben“, so der Sprecher. Die britische Aufsicht habe neue Vorschriften für Vermittler erlassen, die einen höheren Schulungsaufwand erforderlich gemacht hätten.
Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
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