Manager sind Anwalts Liebling

Führungskräfte brauchen spezielle Rechtsschutzpolicen für den Fall, dass es Streit um ihren Vertrag gibt

VON Anja Krüger Eigentlich fand der Topmanager, dass er überversichert ist. Sein Unternehmen hatte für ihn eine sogenannte Directors-and-Officers-Police (D&O-Police) abgeschlossen, die ihn gegen Ansprüche wegen eines beruflichen Fehlers schützt. Außerdem hatte er eine private Rechtsschutzversicherung mit Arbeitsrechtsschutz. Doch als sein Unternehmen ihm kündigte, weil er angeblich zu viel Geld in die Entwicklung eines Softwaresystems gesteckt hatte, stand er ohne jede Deckung da.

Geschäftsführer und Mitglieder von Vorständen sind Vertreter einer juristischen Person. Für sie gilt das Arbeitsrecht nicht. Bei Streit mit der Firma müssen sie vor ein Zivilgericht ziehen, in der Regel die Kammern für Handelssachen bei den Landgerichten. „Hier greift die normale Arbeitsrechtsschutzversicherung nicht“, sagte ein Sprecher des Rechtsschutzversicherers Arag.

Zwar schließen immer mehr Unternehmen für ihre Führungsmannschaft eine D&O-Police ab. Gute Verträge sehen die Übernahme von Anwalts- und Gerichtskosten vor, wenn der Manager sich gegen finanzielle Ansprüche wehren muss. Aber diese Rechtsschutzfunktion gilt nur bei einer Pflichtverletzung des Managers. „Rechnet ein Unternehmen einen Schadensersatzanspruch gegen den Manager auf und behält zum Beispiel Gehalt ein, würde der D&O-Versicherer für die Abwehrkosten aufkommen“, sagte Jörg Bechert vom Versicherungsmakler Aon Jauch & Hübener. Der D&O-Versicherer zahlt aber nicht, wenn nach der Fusion oder Übernahme neue Gesellschafter einen Manager loswerden wollen oder ein Streit etwa um Tantiemenzahlungen entflammt.

Für solche Risiken kommt der sogenannte Anstellungsvertrags-rechtsschutz auf, den Gesellschaften wie Allianz, Arag, Roland, die Münchener-Rück-Tochter D.A.S. und andere anbieten. Kauft der Manager eine solche Police, übernimmt der Versicherer im Streitfall Anwalts- und Gerichtskosten. Und die können rasch in die Höhe schnellen. Bei einem Streitwert von 450 000Euro entstehen nach Angaben des Anbieters Rechtsschutz Union bei Auseinandersetzungen in zwei Instanzen insgesamt Gerichts- und Anwaltskosten von fast 55 000 Euro – die der Manager aufbringen muss, wenn er verliert.

Der Preis für die Police hängt von vielen Faktoren ab wie der Branche, der Position des Kunden oder der Versicherungssumme. Verträge für Entscheider mit geringem Risiko gibt es in der Regel ab 600 Euro im Jahr, je nach Gefahr können sie erheblich teurer sein. Paketlösungen mit zusätzlichem Straf- und Vermögensschadensrechtsschutz kosten etwa das Dreifache oder mehr.

„Wir stellen fest, dass immer mehr Manager sagen: Sicher ist sicher“, sagte Thomas Mock vom Rechtsschutzversicherer Roland. Auch Klaus-Dieter Mack vom Konkurrenten D.A.S. hat diese Erfahrung gemacht. „Das Problembewusstsein bei den Managern steigt“, sagte er. Der typische Schadensfall entsteht, wenn Anteilseigner eines Unternehmens mit der wirtschaftlichen Entwicklung unzufrieden sind und ihr Führungspersonal austauschen wollen. Nach Macks Einschätzung kommen auf 1000 Angestellten-Rechtsschutzpolicen 120 bis 150 Schäden. „In vielen Fällen einigen sich die Beteiligten auf einen Vergleich“, berichtete Mack. Manager kämpfen nicht nur für eine vernünftige Abfindung. „Sie wollen frei sein für eine neue Tätigkeit“, erklärte er. In der Regel haben ihre Verträge eine Klausel, die für einen bestimmten Zeitraum die Tätigkeit bei der Konkurrenz verbietet. Das Unternehmen muss dem Manager in dieser Zeit eine Entschädigung zahlen. Oft haben beide Seiten ein Interesse daran, diesen Zeitraum zu verkürzen.

Für eines kommt der Rechtsschutzversicherer allerdings nicht auf: Hat der Manager ein mulmiges Gefühl, aber noch keine Kündigung in der Hand, kann er auf Kosten des Versicherers keine prophylaktische Beratung in einer Kanzlei in Anspruch nehmen. „Die Versicherung kommt erst auf, wenn ein Schaden entstanden ist“, sagte Mack. Allerdings kann ein Manager mit einer unguten Ahnung die Hotline des Rechtsschutzversicherers in Anspruch nehmen.

Für leitende Angestellte unterhalb der Vorstandsebene reicht der Arbeitsrechtsschutz in den Standardpaketen der Anbieter. Diese Verträge haben mehrere Bausteine wie Miet- und Verkehrsrechtsschutz. Als Familienpolice kosten sie in der Regel ab 230 Euro. Vereinbart der Kunde eine Eigenbeteiligung oder verzichtet auf einen Baustein, wird es billiger.

Bild(er):

Maßgeschneidert: Führungskräfte müssen ihre persönlichen Risiken im Geschäftsleben absichern – FTD-Grafik Andreas Mohrmann

 

Quelle: Financial Times Deutschland

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