Kreditversicherer rechnen mit mehr Unternehmenspleiten · Warnung vor teurem Öl
Die Folgen der Subprime-Krise in den USA werden in diesem Jahr die deutsche Wirtschaft belasten und den Trend zu rückläufigen Unternehmenspleiten stoppen. Damit rechnen die im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zusammengeschlossenen Kreditversicherer. „Die Krise auf dem amerikanischen Hypothekenmarkt birgt auch die Gefahr einer Verteuerung und Verknappung von Firmenkrediten in Deutschland“, sagte Peter Ingenlath, Vorstand des Kreditversicherers Atradius und Vorsitzender des zuständigen GDV-Ausschusses. Das gelte vor allem für kleinere und mittlere Unternehmen.
„Da Geld das Öl der Wirtschaft ist, wird das Schleifspuren hinterlassen“, sagte Ingenlath. Auch aufgrund der Abschwächung des Wirtschaftswachstums, steigender Energie- und Rohstoffpreise und Wechselkursrisiken sei zu erwarten, dass die Zahl der Insolvenzen nicht weiter zurückgehe. 2007 sind schätzungsweise 28 000 Unternehmen Pleite gegangen, nach 30 400 im Jahr 2006.
Mit der Warenkreditversicherung, der größten Sparte der Kreditversicherer, decken Unternehmen das Risiko, dass Kunden wegen einer Insolvenz ihre Rechnungen nicht zahlen. Bevor die Versicherer Risiken übernehmen, prüfen sie die Bonität der von Unternehmen belieferten Firmen. Der Markt wird dominiert von der Allianz-Tochter Euler Hermes, Atradius und Coface. Bei kleineren und mittleren Firmen ist außerdem die zum Raiffeisenverbund gehörende R+V gut im Geschäft.
Nach hohen Schadenszahlen in den Jahren 2001 und 2002 haben die Anbieter ihre Bestände saniert. Jetzt ist das Geschäft hochprofitabel. Der Kampf um Marktanteile ist entsprechend hart, die Preise für die Policen sinken seit Jahren. In wirtschaftlich guten Zeiten stehen die Kreditversicherer aber vor dem Problem, dass Unternehmen ganz auf den Schutz verzichten. Schlechte Prognosen kommen ihnen also sehr entgegen. Das gilt auch für die Folgen der Subprime-Krise. „Wenn sich Kredite verknappen, betrifft uns das positiv“, so Ingenlath. Allerdings gebe es auch negative Effekte auf der Schadenseite.
Ingenlath geht davon aus, dass die Kreditversicherer 2008 bei den Beitragseinnahmen zwischen 1 und 5 Prozent zulegen werden. Für 2007 erwartet die Branche auf der Grundlage von Hochrechnungen Prämienzuwächse von etwa 1 Prozent auf rund 1,4 Mrd. Euro. In der Warenkreditversicherung stagnierte die Zahl der Verträge. „Das geringfügige Beitragsplus ist allein dem Umstand geschuldet, dass das versicherte Handelsvolumen wegen der guten Konjunktur erneut deutlich zugenommen hat“, sagte Ingenlath. Der Schadenaufwand der Kreditversicherer insgesamt lag wie im Vorjahr bei rund 700 Mio. Euro.
Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
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