Zukauf soll Tochter Dresdner stärken · Potenzielle Versicherungskunden reizen Münchner Konzern
Von Herbert Fromme, Köln, Christine Mai und Tim Bartz, Frankfurt Die Allianz hat nach FTD-Informationen Interesse am Kauf der Postbank. Der Konzern werde sicher zu den Bietern gehören, heißt es im Umfeld des Münchner Versicherers. Neben der Deutschen Bank und der Commerzbank kristallisiert sich damit ein dritter großer Interessent für die Post-Tochter heraus. „Da wird es einen heftigen Preiswettkampf geben“, heißt es.
Die Deutsche Post sondiert derzeit Möglichkeiten für einen Verkauf der Postbank. Mit der Allianz hat der Konzern nach FTD-Informationen bereits Gespräche geführt, ebenso mit der Deutschen Bank und der niederländischen ING. Deutsche und Commerzbank haben offen ihr Interesse an der Postbank angemeldet.
Mit rund 15 Millionen Klienten ist die Postbank das größte Einzelinstitut in Deutschland. Durch einen Kauf könnten die anderen Geldhäuser auf einen Schlag zu einem Schwergewicht auf dem hart umkämpften hiesigen Privatkundenmarkt werden. Das Segment wird von Sparkassen und Genossenschaftsbanken dominiert, die von privaten Investoren nicht erworben werden können.
Über einen Kauf der Postbank könnte die Allianz die Probleme mit ihrer Tochter Dresdner Bank elegant lösen, hieß es in unternehmensnahen Kreisen. Entgegen hartnäckiger Spekulationen, der Konzern werde die Bank wieder verkaufen, sei das Ziel vielmehr, die Tochter zu stärken. Sollte die Allianz bei der Postbank zum Zuge kommen, könnte sie das Privatkundensegment der Dresdner Bank mit dem der Postbank zusammenlegen und die Investmentbank Dresdner Kleinwort abspalten und verkaufen.
Die aus der Übernahme der Dresdner Bank erzielten Synergien sind immer noch nicht hoch genug. Die Verstrickung des Instituts in die Finanzkrise hat zudem den Handlungsdruck auf die Allianz verstärkt. Allein im vierten Quartal 2007 musste die Dresdner Bank 900 Mio. Euro auf strukturierte Finanzprodukte in ihrem Handelsbuch abschreiben. Das Banksegment des Konzerns verbuchte daraufhin einen operativen Quartalsverlust. Detaillierte Zahlen zum Jahr 2007 legt die Allianz heute vor.
Die Kundenstruktur der Postbank sei ideal für die Allianz, hieß es im Umfeld des Konzerns weiter. Sehr viele Sparkassen- und Bankkunden haben dort Zweitkonten, denen die Allianz Versicherungsprodukte verkaufen könnte. Auch die Systeme sowie die Onlineplattform der Postbank gelten als attraktiv.
Größtes Problem für jeden inländischen Bieter wäre die Integration der Filialen. Viele Stellen dürften wegfallen, da die Filialnetze des Käufers und der Postbank kaum nebeneinander bestehen bleiben könnten. Andererseits wären die Postbank-Schalter nur sehr schwer aus den Post-Zweigstellen herauszulösen.
Ausländische Bieter müssten diese Hürde nicht überwinden. Es wird damit gerechnet, dass einige ausländische Institute Interesse an der Postbank haben. Die Bundesregierung zieht aber eine Fusion mit einer deutschen Bank vor – auch wenn sich Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) gestern indirekt gegen einen Verkauf an die Deutsche Bank aussprach. Er sagte in Berlin, die Post müsse zwar im Interesse ihrer Aktionäre auf den Preis schauen. Nach Möglichkeit solle sie aber beachten, „wie man in Deutschland eine weitere leistungsfähige Bank installieren kann“.
Für jeden Käufer stellt sich zudem die Herausforderung, mit den Postbank-Kunden Geld zu verdienen. Nur rund ein Drittel sind „Stammkunden“, die ihre Bankgeschäfte hauptsächlich über die Postbank abwickeln.
Zitat:
„Da wird es einen heftigen Preiswettkampf geben“ – Finanzkreise –
Bild(er):
Künstlerisch zweifelhaft, theoretisch aber möglich: Die Logos von Postbank und Dresdner nach einer möglichen Fusion
Quelle: Financial Times Deutschland
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