Weniger Geld, gleiche Leistung

Autofahrer kaufen ihre Fahrzeugpolicen immer öfter bei Direktversicherern. Ein günstiger Weg – auch für andere Verträge

Kaufen Kunden Versicherungspolicen ohne Hilfe eines Vermittlers oder Mitarbeiters einer Geschäftsstelle, können sie viel Geld sparen – und müssen im Schadenfall nicht auf Service verzichten. Auch beim Abschluss bieten viele Direktversicherer Hilfe und Beratung an. „In den meisten Fällen ist der Abschluss bei einem Direktversicherer günstiger“, sagt Martina Brehme, Versicherungsexpertin der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Kunden bekommen die Police teils für die Hälfte der marktüblichen Prämie.

Direktversicherer sind wegen des Verzichts auf Vermittler und Filialen billiger – obschon dieser Vorteil teils durch höhere Werbekosten wegfällt. „In Einzelfällen nehmen sie eine schärfere Risikoprüfung vor“, sagt Brehme. Anders als Vertreter, die zu einer Familie in der dritten Generation Kontakt haben, können Direktversicherer ohne Rücksicht auf Verluste unerwünschte Kunden ablehnen oder mit sehr hohen Prämien abschrecken. Nicht beliebt sind etwa Fahranfänger oder Sportwagenbesitzer. Ohne diese „schlechten“ Risiken sinken die Beiträge für alle Kunden.

Immer mehr Versicherer suchen den direkten Kontakt zum Kunden. Marktführer Allianz hat die Allianz24, die zur Münchener Rück gehörende Ergo-Gruppe verkauft direkt über die KarstadtQuelle Versicherungen. AMB Generali ist mit Cosmosdirekt im Direktmarkt vertreten, die Zürich mit der DA. Die HUK hat die HUK24, die Gothaer die Asstel gegründet. Auch die Wiesbadener R+V steigt in den Direktvertrieb ein. Außerdem gibt es kleinere Direktanbieter wie den Autoversicherer Direct Line.

Kunden wenden sich über das Internet, das Telefon oder per Brief an den Versicherer. Bei Direct Line können Autohalter im Internet selbst ausrechnen, wie viel sie zahlen müssen, und den Vertrag schließen. „Interessierte können die erforderlichen Angaben aber auch einem Mitarbeiter am Telefon geben und sich die Kosten ausrechnen lassen“, sagt ein Sprecher.

Das ist beim Internetversicherer der HUK nicht möglich. „Der Kunde entscheidet sich bei HUK24 dafür, ausschließlich online zu kommunizieren“, so ein Sprecher. Kunden sparen fünf bis zehn Prozent der Prämie, die sie zahlen müssten, wenn sie eine konventionelle HUK-Police kaufen würden. Dafür müssen sie ihre Verträge selbst verwalten, etwa Änderungen am Vertrag oder der Adresse selbst eingeben. Bei einem Schaden erhält der Internetkäufer den gleichen Service wie alle Kunden, betont der Sprecher. Der Kunde kann sich telefonisch an eines der Schadenzentren wenden. Die Mitarbeiter helfen ihm bei der Schadenregulierung.

Kunden nutzen Direktversicherer häufig für den Kauf von Autopolicen. Die Gesellschaften bieten verschiedene günstige Tarife an. Geld sparen können Verbraucher zum Beispiel, wenn sie für den Schadenfall zusagen, dass sie ihr Auto in einer Vertragswerkstatt des Versicherers reparieren lassen.

Auch für andere Verträge ist der Kauf über Internet oder Telefon populär. In der Risikolebensversicherung ist sogar ein Direktversicherer Marktführer, und zwar Cosmosdirekt mit einem Anteil von 17 Prozent. Verbraucherzeitschriften küren die Altersvorsorgeangebote des Direktversicherers immer wieder zu Testsiegern. Bei diesem Unternehmen können sich Kunden aussuchen, ob sie zum Versicherer per Brief, Telefon oder Internet Kontakt aufnehmen. „Unsere Mitarbeiter beraten den Kunden bei Bedarf telefonisch“, erklärt ein Sprecher. Die Mitarbeiter sind Angestellte des Versicherers, werden regelmäßig weitergebildet, bekommen für Abschlüsse keine Provisionen und haben Zugriff auf die Unterlagen der Kunden.

Die Beratung übers Telefon hat den Segen der Verbraucherschützer. „Sie ist nicht schlechter als die Beratung von einem Vermittler“, sagt Versicherungsexpertin Brehme. „Der Kunde hat den Vorteil, dass er nicht auch noch eine Unfallversicherung bekommt, wenn er nur eine Hausratpolice will.“

Bild(er):

Das Telefon ist ein günstiger Draht zum Direktversicherer – auch bei einer Panne – Laif/Dieter Klein

Anja Krüger

Quelle: Financial Times Deutschland

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