Drittgrößter Auto-Direktversicherer zeigt Interesse an Rivalen und deren Beständen · Vier Interessenten für britische Mutter
Der deutsche Auto-Direktversicherer Direct Line bleibt bei seinen ehrgeizigen Zukunftsplänen, obwohl die britische Mutter zum Verkauf steht. Bis gestern hat die Royal Bank of Scotland, zu der Direct Line gehört, vier informelle Angebote für ihre Versicherungssparte RBS Insurance erhalten. Bei den Bietern soll es sich um die deutsche Allianz, Zurich Financial Services aus der Schweiz sowie die amerikanischen Gesellschaften Allstate und Travelers handeln, berichtet Reuters.
Der deutsche Zweig von Direct Line ist eine Tochter der britischen Direct Line, die von der Konzernobergesellschaft Royal Bank of Scotland zurzeit zum Kauf angeboten wird. „Wir machen uns keinen Kopf darüber“, sagte Vorstandschef Albrecht Kiel gestern, bevor die Namen der Bieter bekannt wurden. „Wir machen unseren Job.“
Kiel kündigte an, die deutsche Direct Line wolle Rivalen ganz oder zumindest deren Versicherungsbestände übernehmen. Gegen den Trend erwartet das Unternehmen für 2008 Zuwächse bei den versicherten Fahrzeugen von fünf bis zehn Prozent. Die Prämien von 117,8 Mio. Euro sollen um fünf Prozent zulegen.
Beobachter rechnen aber damit, dass der Verkauf an einen Versicherer mit eigenem Direktvertrieb Konsequenzen für die Gesellschaft hätte. Bis auf Ergo haben alle in Deutschland tätigen großen Versicherer bereits diesen Vertriebskanal oder planen seine Einrichtung – schwer vorstellbar also, dass eine Gesellschaft zwei Direktversicherer betreiben würde.
Direktversicherer verkaufen Versicherungspolicen per Post, Telefon oder Internet. Der Direktvertrieb gewinnt vor allem in der Autoversicherung an Bedeutung, in der sich die Anbieter zurzeit einen heftigen Preiskampf liefern. Mittlerweile kommen rund acht Prozent des Neugeschäfts über diesen Kanal – in den übrigen Sparten sind es nur fünf Prozent. Direct Line ist nach der Zurich-Tochter DA Direkt und der zur HUK-Coburg gehörenden HUK24 der drittgrößte Direktanbieter in der Autoversicherung.
Das Unternehmen ist seit 2003 auf dem deutschen Markt und verbuchte 2007 mit 100 000 Euro erstmals einen kleinen Gewinn, der auf der Kürzung des Marketingetats beruht. Im Jahreswechselgeschäft in der Autoversicherung gewann Direct Line netto 40 000 Policen. Zurzeit versichert die Gesellschaft rund 330 000 Fahrzeuge, außerdem hat sie 10 000 private Haftpflicht- und Rechtsschutzpolicen im Bestand.
Kiel geht davon aus, dass der Preiskrieg in der Autoversicherung weiter anhält. Das Unternehmen wolle auch anorganisch wachsen, betonte der Vorstandschef. „Das muss nicht unbedingt heißen, dass wir einen Versicherer übernehmen“, sagte er. So könne man etwa nur den Bestand eines Konkurrenten übernehmen.
Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo