AWD-Chef stockt bei Swiss Life auf

Maschmeyer will 500 Mio. Euro bei seinem Großaktionär investieren · MLPverweigert Gespräche

Von Herbert Fromme, Frankfurt

Nach seinem Überraschungsangriff auf den Finanzvertrieb MLP will AWD-Chef Carsten Maschmeyer nach FTD-Informationen seinen Anteil an dem Schweizer Lebensversicherer Swiss Life ausbauen. Wie in Maschmeyers Umfeld zu hören ist, will er deutlich mehr als die bislang angekündigten drei Prozent. Er beabsichtigt demnach, einschließlich der bereits angekündigten 185 Mio. Euro mehr als 500 Mio. Euro seines privaten Vermögens in Swiss-Life-Aktien anzulegen. Mit der Transaktion wäre er mit rund zehn Prozent größter Aktionär des AWD-Mehrheitseigners Swiss Life.

Am Donnerstag hatte Maschmeyer mitgeteilt, dass er für mindestens 300 Mio. Schweizer Franken (185 Mio. Euro) Swiss-Life-Aktien und damit einen Anteil von rund drei Prozent kaufen werde. Zuvor hatte er seine restlichen 10,46 Prozent an AWD für die bereits Anfang des Jahres vereinbarten 120 Mio. Euro an die Schweizer verkauft, die jetzt 96,71 Prozent an dem Hannoveraner Finanzvertrieb halten und den Wert 2009 von der Börse nehmen wollen.

Außerdem hatte der AWD-Chef mit eigenem Geld in mehreren Transaktionen, die in den vergangenen Tagen abgeschlossen wurden, 26,75 Prozent an dem Rivalen MLP erworben – „ohne Absprache oder gar Zustimmung durch die Gremien der MLP“, wie das betroffene Unternehmen empört mitteilte. Das MLP-Paket gab Maschmeyer zum Einstandspreis von 11,72 Euro pro Aktie, insgesamt 307 Mio. Euro, an Swiss Life weiter.

Durch diesen ungewöhnlichen Deal und die hohe Beteiligung an Swiss Life strebt Maschmeyer eine starke persönliche Position für den von ihm betriebenen Zusammenschluss von AWD und MLP an. „Wir haben die Chance, langfristig unter dem Dach der Swiss Life den größten Finanzvertrieb der Welt mit zwei unabhängigen Marken zu bauen“, sagte er. „Hier geht ein Traum für mich in Erfüllung.“ Maschmeyer sieht Vorteile einer Fusion etwa beim gemeinsamen Einkauf bei Versicherern und anderen Anbietern und bei der Verwaltung und IT.

Der MLP-Vorstand sowie Gründer und Großaktionär Manfred Lautenschläger, der 32,4 Prozent hält, zeigten Swiss Life und Maschmeyer die kalte Schulter. Es gebe „keinen Bedarf für strategische Gespräche“.

Swiss-Life-Chef Rolf Dörig versuchte, MLP-Führung und Mitarbeiter zu beruhigen. Er habe volles Verständnis für die Reaktion aus Wiesloch. Es sei aber klar, dass MLP mit einem Aktionär, der 27 Prozent halte, langfristig Gespräche führen müsse. Dörig sagte zu, dass Swiss Life nur mit MLP-Zustimmung seinen Anteil ausbauen wolle. Von einer feindlichen Übernahme könne keine Rede sein.

Analysten und Anleger hatten wenig Verständnis für den Einstieg bei MLP. Die Swiss-Life-Aktie verlor 8,3 Prozent auf 250 Franken. Kritisch äußerte sich René Locher, Analyst bei Sal. Oppenheim in Zürich. „Ich denke, das Geld ist bei MLP falsch investiert“, sagte er Reuters. „Sie sollten mit AWD Vollgas geben, stattdessen lassen sie sich nun dort auf eine Schlammschlacht ein.“

Die Ratingagentur Standard & Poor’s teilte mit, der negative Ausblick auf die Bewertungen „A-“ für die Lebensversicherungsgesellschaft und „BBB“ für die Holding bleibe bestehen. „Wir sehen erhebliche Risiken in Swiss Lifes Strategie, gleichzeitig Eigner und wichtiger Produktgeber für AWD zu sein.“ Die MLP-Investition berge ähnliche Risiken.

Propagandakrieg 20

Quelle: Financial Times Deutschland

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