Massiver Widerstand der Vorstände · Commerzbank-Aktie stürzt ab · Allianzgründet eigene Bank
VON Tim Bartz
und Herbert Fromme, Frankfurt
D ie Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank hat einen beispiellosen Eklat ausgelöst. Fast der gesamte Dresdner-Bank-Vorstand wehrte sich nach FTD-Informationen wegen fehlender Jobgarantien bis zuletzt vehement gegen das Geschäft. Noch am Sonntag leisteten die Topmanager um Investmentbanker Stefan Jentzsch erbitterten Widerstand, der die Transaktion verzögerte. Schließlich drohte die bisherige Dresdner-Mutter Allianz, die renitenten Vorstände umgehend zu entlassen.
„Die wollten die Entlassungsdrohung schriftlich, was die Allianz aus rechtlichen Gründen natürlich nicht machen konnte“, sagte ein Insider. Daher setzte die Allianz eine außerordentliche Hauptversammlung ihrer Banktochter an und verpflichtete die Manager, den Verkauf zu billigen. Nur Dresdner-Chef Herbert Walter schlug sich früh auf die Seite des neuen Eigentümers. Walter ist der einzige Dresdner-Vorstand, der auch der Führung der neuen Commerzbank angehört. Als Vertriebs- und Marketingvorstand hat er künftig eine Schlüsselposition im Konzern inne.
Am Sonntagabend hatten die Unternehmen bekannt gegeben, dass die Commerzbank die Dresdner Bank für 9,8 Mrd. Euro kauft. Der Widerstand der Vorstände zeigt die Brisanz der Übernahme. Rund 9000 Stellen sollen abgebaut werden, davon 6500 in Deutschland. Hunderte Filialen werden geschlossen. Die Marke Dresdner Bank soll verschwinden.
Der hohe Kaufpreis und die absehbaren Belastungen durch erhebliche Restrukturierungskosten ließen die Commerzbank-Aktie gestern um zehn Prozent abstürzen. Viele Anleger halten die angepeilten Synergien von 5 Mrd. Euro für hoch angesetzt.
Allianz-Chef Michael Diekmann bestätigte, dass es am Sonntag eine außerordentliche Hauptversammlung gab, ohne Details zu nennen. „Natürlich ist nicht jeder mit der zukünftigen Positionierung zufrieden oder mit dem Thema ,Bin ich jetzt Vorstand, oder bin ich nicht Vorstand der neuen Bank?`“, sagte er lediglich.
Nicht bestätigen wollte Diekmann Informationen, wonach Betriebsräte und Gewerkschaften auch im Allianz-Aufsichtsrat starken Widerstand gegen die Übernahme leisteten und nur die Stimme von Aufsichtsratschef Henning Schulte-Noelle den Ausschlag für den Verkauf an die Commerzbank gab.
Die Gewerkschaft Verdi kündigte Widerstand gegen den geplanten Stellenabbau an. Erste Zusagen über den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis Ende 2011 seien nicht ausreichend. Die Arbeitnehmervertreter schlossen Streiks nicht aus.
Wirtschaft und Politik begrüßten die Übernahme. „Die Fusion stärkt den Finanzplatz Deutschland“, sagte Finanzminister Peer Steinbrück (SPD). Regierungssprecher Ulrich Wilhelm sagte, nun gebe es eine Perspektive für die Konsolidierung der deutschen Bankenbranche. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks hofft auf „positive Impulse für die Mittelstandsfinanzierung“.
Trotz der Integration der Dresdner will die Commerzbank kommendes Jahr schwarze Zahlen schreiben. „Wir erwarten 2009 Restrukturierungsaufwendungen von 2 Mrd. Euro, rechnen aber damit, dass wir profitabel bleiben“, sagte Finanzvorstand Eric Strutz.
Allianz-Chef Diekmann kündigte an, dass sein Konzern nach dem Verkauf der Dresdner eine eigene Bank gründen will. Die Allianz-Bank startet mit den mehr als eine Million Kunden, die Vertreter in den vergangenen Jahren für die Dresdner geworben hatten.
Die Übernahme 2, 18, 19
Das Kapital 17
Leitartikel 27
Quelle: Financial Times Deutschland
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