Vermögensverwalter zahlt Investoren von Aktienfonds 17 Mio. Euro ·Absicherung von Dax-Positionen sorgt für Verlust
VON Herbert Fromme, Köln
Die missglückte Absicherungsstrategie bei fünf Aktienfonds kostet AmpegaGerling 17 Mio. Euro. Diese Summe wies der Kölner Vermögensverwalter nach FTD-Informationen aus Versicherungskreisen gestern den Fonds zu, um die Anleger zumindest teilweise zu entschädigen.
Das Unternehmen wollte die Summe nicht bestätigen. AmpegaGerling-Chef Walter Schmidt sagte der FTD lediglich, das Unternehmen habe im Interesse der Anleger „Ergänzungszuweisungen“ vorgenommen. Als Folge davon erhöhe sich rückwirkend zum 9. Oktober der Anteilspreis beim Fonds „Gerling Europa Aktien“. Hinzu komme eine Wertaufholung bei allen fünf betroffenen Fonds mit Wirkung zu gestern. AmpegaGerling gehört zur Hannoveraner Versicherungsgruppe Talanx. Die Firma war 2006 aus den Vermögensverwaltern von Talanx und Gerling entstanden. Talanx hatte zuvor den Kölner Gerling-Konzern übernommen. Pikant: Unter den geschädigten Anlegern sollen Talanx-Vorstände sein.
Schmidt bestätigte, dass AmpegaGerling zumindest bei einem Fonds die Derivateverordnung verletzt hat. Der Grund: Durch die Absicherung vergrößerte sich die Spanne, innerhalb derer Fondspreise durch Derivatkonstruktionen zusätzlich schwanken dürfen, deutlich über das erlaubte Maß. „Wir haben sofort die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht unterrichtet“, sagte Schmidt.
Die fünf Fonds im Wert von ursprünglich zusammen 152 Mio. Euro hatten am 10. Oktober, als weltweit die Börsen absackten, 50 Mio. Euro verloren. Ein Teil davon ging auf die Wertverluste der Aktien zurück – der überwiegende Teil aber auf die Probleme mit der Absicherung.
AmpegaGerling hatte Verkaufsoptionen gekauft, um die Aktienfonds auf einem Dax-Niveau von rund 6000 Punkten abzusichern. Damit hatte die Firma das Recht, an den Verkäufer der Put-Optionen Aktienbestände zu diesem Niveau abzugeben. Um die Fonds nicht mit den Kosten der Absicherung zu belasten, verkaufte AmpegaGerling gleichzeitig Put-Optionen auf einen deutlich niedrigeren, sich ständig verändernden Dax-Wert.
Offenbar rechnete das Management nicht mit einem rapiden Kursverfall. Als der eintrat, verstieß das Unternehmen zumindest bei einem Fonds gegen die Derivateverordnung. Deutlich wurden die Probleme schon nach dem 6. Oktober. Daher beschloss Schmidt, am 10. Oktober alle offenen Positionen zu schließen – mit erheblichem Verlust für die Anleger, den das Unternehmen gestern teilweise ausglich.
Auch die betriebliche Altersversorgungseinrichtung des Norddeutschen Rundfunks (NDR) soll Schaden erlitten haben. Gleiches gilt für die Deutschlandtochter von Parker Hannifin, einem US-Anbieter von Steuerungssystemen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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