Talanx-Tochter meldet 329 Mio. Euro Quartalsverlust · Wettbewerber MünchenerRück bestätigt Abschreibungsbedarf
VON Herbert Fromme, Köln
Die Hannover Rück hat im dritten Quartal einen Verlust von 392 Mio. Euro erlitten. Das geht aus einer Ad-hoc-Mitteilung hervor, die der Rückversicherer gestern veröffentlichte. Die Deutsche Börse setzte nach der Mitteilung den Handel mit der Aktie des Unternehmens für 45 Minuten aus. Das Papier verlor gestern 13,37 Prozent auf 19,22 Euro.
Damit hat die Finanzkrise ein weiteres Unternehmen der Branche erreicht. Allerdings erlitt der viertgrößte Rückversicherer der Welt – anders als Konkurrent Swiss Re – keine direkten Verluste durch US-Ramschhypotheken oder deren Absicherung. Stattdessen wirkten sich der Aktiencrash sowie hoher Schadenaufwand für Wirbelstürme in den USA negativ aus. Rückversicherer geben Erstversicherern wie Allianz oder Zurich, die ihrerseits Versicherungsschutz für Endkunden bereitstellen, Deckungen für Katastrophenschäden und besonders hohe Belastungen.
Weltmarktführer Münchener Rück wiederholte gestern seine Ankündigung vom 27. Juli, dass auch er für das dritte Quartal weiteren Abschreibungsbedarf auf Aktien sieht. Die eigene Aktie verlor leicht um 2,3 Prozent auf 92,20 Euro.
Die Hannover Rück, die mit knapp über 50 Prozent dem Hannoveraner Talanx-Konzern gehört, kassierte die Gewinnprognose für das volle Jahr. Eigentlich wollte das Unternehmen eine Eigenkapitalrendite von 15 Prozent erzielen, das entspräche rund 450 Mio. Euro. Im Jahr 2007 hatte Hannover Rück einen Jahresgewinn von 560 Mio. Euro vor Anteilen der Minderheitsaktionäre und 480 Mio. Euro nach Minderheitsanteilen erzielt. Ein neues Gewinnziel für 2008 nannte der Vorstand unter seinem Vorsitzenden Wilhelm Zeller nicht. Die eigentlichen Quartalszahlen will er am 5. November veröffentlichen.
Die gestrige Ad-hoc-Meldung enthält dagegen nur zusammengefasste Daten zu den ersten neun Monaten. Von Januar bis September musste Hannover Rück Abschreibungen und unrealisierte Verluste von 466 Mio. Euro verbuchen, davon 360 Mio. Euro auf Aktien. Der Nettoerlös aus realisierten Gewinnen und Verlusten aus Kapitalanlagen belief sich dagegen auf 77 Mio. Euro. Ende September 2008 hatte der Rückversicherer noch zehn Prozent seiner Kapitalanlagen in Aktien angelegt, seither ist der Anteil weiter reduziert worden. Das Konzernergebnis war in den ersten neun Monaten mit 140 Mio. Euro negativ. Im ersten Halbjahr hatte das Unternehmen noch 252 Mio. Euro verdient. Das heißt, im dritten Quartal betrug der Verlust 392 Mio. Euro, bestätigte eine Sprecherin.
Negativ schlugen auch die Naturkatastrophen zu Buche. Die Stürme „Gustav“ und „Ike“ kosteten Hannover Rück 250 Mio. Euro. Trotz aller Belastungen sei das operative Ergebnis in den ersten neun Monaten noch positiv gewesen, teilte das Unternehmen weiter mit. Allerdings seien Verluste auf Aktien in Deutschland steuerlich nicht absetzbar. Daher fiel eine Steuerlast von 100 Mio. Euro an.
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo