BaFin verlangt realistischere Überschussberechnung
Von Herbert Fromme, Köln
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) macht Druck auf die Lebensversicherer, in die Überschussbeteiligung alle Konsequenzen der Kapitalmarktkrise einzurechnen. Das geht aus einem Schreiben der Aufsicht an alle Gesellschaften hervor, mit dem die Behörde – früher als sonst üblich – Daten für die jährliche „Szenarioanalyse“ anfordert.
Die Szenariorechnung soll „ein realistisches Bild der wirtschaftlichen Situation zum Ende des Geschäftsjahres liefern“, heißt es in dem Schreiben der Versicherungsabteilung der BaFin. „Es sind daher alle Auswirkungen der aktuellen Finanzkrise einzubeziehen und auch bei der Kalkulation der Überschussbeteiligung angemessen zu berücksichtigen.“ Die Aufforderung der BaFin belegt die große Sorge der Aufsicht, dass die Finanzkrise die Assekuranz härter trifft, als bisher absehbar ist.
Die Überschussbeteiligung wird in den kommenden Wochen von den Versicherern für 2009 festgelegt. Sie gilt als wichtiges Mittel im Wettbewerb. Fast alle leiden unter erheblichem Neugeschäftsrückgang. Offenbar fürchtet die BaFin, dass Lebensversicherungsvorstände zu großzügig kalkulieren, um bei Vergleichstabellen und Tests nicht hinten zu landen. Lebensversicherer gewähren Kunden eine Garantieverzinsung, die bei neuen Verträgen 2,25 Prozent beträgt, sowie eine Überschussbeteiligung. 2008 liegt die so erzielte Verzinsung auf den Sparanteil der Prämie im Schnitt bei 4,34 Prozent.
In der Szenarioberechnung, die unabhängig von den regelmäßigen Stresstests erfolgt, müssen die Gesellschaften drei Aktienmarktszenarien für das Jahresende berechnen und erläutern, wie sie sich auf ihre Ergebnisse auswirken würden.
Weiter verlangt die BaFin detaillierte Beschreibungen der Krisenfolgen: „Ergänzen Sie das Schreiben zur Szenariorechnung um eine kurze Beschreibung der Auswirkungen der weltweiten Finanzkrise auf Ihr Unternehmen und berichten Sie über die von Ihnen bereits durchgeführten sowie geplanten Maßnahmen zur Abfederung der Krisenwirkungen.“ Die Gesellschaften müssen weiter offenlegen, ob infolge der Finanzkrise vorzeitige Kündigungen von Verträgen zugenommen haben. Auch die Auswirkungen der Finanzkrise auf die Bonität ihrer Schuldner müssen die Versicherer darlegen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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