Kunden sorgen sich um Stabilität der Versicherer · Preise für Mittelstandfallen weiter
Die Finanzkrise droht, die Daseinsberechtigung der Managerhaftpflichtversicherung infrage stellen – zumindest für große Risiken. Angesichts der extrem hohen Schäden in der Finanzbranche warnen Einkäufer von Berufshaftpflichtversicherungen für Manager jedenfalls davor, dass die auf dem Markt erhältlichen Deckungssummen und die Risiken weit auseinanderklaffen.
„Materielle Sicherheit in der Managerhaftpflichtversicherung wird es nicht mehr geben“, sagte Jurand Honisch, Versicherungseinkäufer und Risikomanager des Medienkonzerns Bertelsmann, zu dem auch die FTD gehört, auf einer Fachkonferenz in Hamburg.
Die weltweit zur Verfügung stehenden Deckungssummen in der sogenannten Directors‘ and Officers‘ Liability (D&O) betragen geschätzt 5 Mrd. $. Angesichts der gigantischen Probleme, die derzeit zutage treten und die zu einer Schadenwelle führen, ist das aber zu wenig. Mit D&O-Policen sichern Unternehmen ihre Führungskräfte gegen Ansprüche aus beruflichen Fehlern ab, für die Manager sonst mit ihrem Privatvermögen haften müssten. Das Geschäftsfeld ist extrem intransparent, Anbieter geben keine Umsatz- und Schadenzahlen heraus. Schätzungen gehen für Deutschland von Prämieneinnahmen von 300 Mio. Euro bis 500 Mio. Euro aus.
Zu den größten D&O-Anbietern in Deutschland gehört der europäische Ableger der angeschlagenen amerikanischen Versicherungsgruppe AIG, die ohne Staatshilfe zusammengebrochen wäre. Angesichts der Krise sorgen sich Kunden um die Stabilität der D&O-Versicherer, sagte Honisch. „Wir stellen uns immer häufiger die Frage nach der Stabilität der Risikoträger und ihren Überlebenschancen.“
Für Entscheidungsträger ist die D&O-Versicherung grundsätzlich extrem wichtig. Nach Honischs Einschätzung sehen Führungskräfte die Absicherung bei AIG oder der Bermuda-Gesellschaft XL zurzeit sehr skeptisch. Gleichzeitig wollen die Versicherungseinkäufer nicht, dass diese Anbieter aus dem ohnehin engen Markt verschwinden. Auch die Neutralität der Versicherer im Schadenfall könnte die Finanzkrise infrage stellen, sagte Honisch. Das gelte etwa, wenn ein Anbieter bei einer Bank oder einem Fonds Geld verloren hat, für deren Manager ein von ihm versicherter D&O-Schaden gemeldet wird.
Unternehmen aus der Finanzbranche müssen derzeit bis zu 80 Prozent mehr für die Policen zahlen als im vergangenen Jahr. Für andere Konzerne bleiben die Preise für die Absicherung von Führungskräften stabil, für Mittelstandskunden haben sie sogar noch etwas nachgegeben, berichtete Diederik Sutorius, Geschäftsführer der Kölner VOV, über die sieben Versicherer D&O-Policen verkaufen. Die Prämien für die Policen sinken seit Jahren. Immer wieder rufen Anbieter die Trendwende aus, aber bislang ist sie – außer für Finanzdienstleister – ausgeblieben. „Gute Argumente, die Preise anzuheben, hätten die Versicherer genug“, sagte der auf D&O spezialisierte Makler Horst Ihlas. „Aber keiner tut es.“
Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
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