Münchener-Rück-Tochter sichert sich gegen Japan-Szenario ab · Keine Prognose2009
Von Herbert Fromme, Düsseldorf
Der Versicherungskonzern Ergo hat sich für zehn Jahre gegen Niedrigzinsen in der Lebensversicherung abgesichert. Das Unternehmen gehört zur Münchener Rück und ist mit den Töchtern Victoria, Hamburg-Mannheimer, DAS und DKV aktiv. Es gebe verschiedene Erwartungen für die Zinsen, sagte Ergo-Chef Torsten Oletzky. „Für den Lebensversicherer ist das Szenario dauerhaft niedriger Zinsen die größere Herausforderung“, sagte er. Als „Japan-Szenario“ wird eine lange Phase von sehr niedrigen Zinsen bezeichnet. Dies könnte vor allem Lebensversicherer belasten, wenn sie am Kapitalmarkt für neu angelegtes Geld weniger Zinsen bekommen als die 3,4 Prozent, die sie ihren Kunden im Schnitt garantiert haben.
Ergo hat sich mit strukturierten Produkten gegen das Risiko abgesichert. „Das funktioniert wie eine Option“, sagte Oletzky. Wenn der künftige Marktzins über dem vereinbarten Zins liegt, wird die Option wertlos. „Das kostet auch ein Stück Ertrag“, gestand Oletzky ein. Aber gleichzeitig sei es ein starkes Verkaufsargument, wenn der Vertrieb zeigen könne, Ergo sei vorbereitet auf eine solche Entwicklung. „Wir sind nicht sicher, ob es im Markt immer genau so ist“, sagte Oletzky mit Blick auf die Konkurrenz.
Ergo musste 2008 nicht nur einen deutlichen Gewinnrückgang von 781 Mio. Euro auf 92 Mio. Euro hinnehmen, den die Mutter Münchener Rück bereits gemeldet hatte. Auch beim Marktanteil war die Entwicklung negativ. „Wir haben einen Marktanteil von 7,5 Prozent, das ist leicht unter dem Vorjahr“, sagte Oletzky. Während das Unternehmen in der Schaden- und Unfallversicherung zulegte, brach das Neugeschäft in der Lebensversicherung um 10,5 Prozent ein. Oletzky sagte, Ergo habe die Vorschriften des neuen Versicherungsvertragsgesetzes sehr ernst genommen und den zweistufigen Verkaufsprozess von Policen exakt umgesetzt. „Den Banken und Strukturvertrieben hat das Probleme gemacht.“ Jetzt soll eine Reihe von Vertriebsinitiativen den Trend umkehren, dazu gehören eine Vereinfachung der Verwaltung und mehr Zielgruppenorientierung.
Laut Oletzky sei das Ergo-Ergebnis im Marktvergleich allerdings nicht schlecht. „Wir stehen bei allen Kennzahlen gut da.“ Allerdings konnte Marktführer Allianz Deutschland seinen Gewinn trotz Finanzkrise sogar steigern – von 2,0 Mrd. Euro auf 2,3 Mrd. Euro. Sowohl beim Rückgang der Kapitalanlagen wie auch bei den versicherungstechnischen Ergebnissen seien die Trends bei Ergo und Allianz sehr vergleichbar, sagte Oletzky dazu. „Unsere Zahlen sind plausibel.“
Für 2009 wollte er angesichts der Kapitalmarktkrise keine Vorhersage für den Gewinn machen. „Die Branche wird sich der allgemeinen negativen Wirtschaftsentwicklung nicht vollständig entziehen können“, sagte er.
Quelle: Financial Times Deutschland
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