Auch ohne den Ballast der Dresdner Bank kein Gewinn · Aktionäre kritisierenVorstand
Auch nach der Trennung von der zuletzt verlustreichen Dresdner Bank gelingt dem größten deutschen Versicherungskonzern Allianz nicht die Rückkehr in die Gewinnzone. „Wir rechnen mit einem ausgeglichenen Ergebnis für das erste Quartal“, sagte Vorstandsvorsitzender Michael Diekmann am Mittwoch bei der Hauptversammlung.
2008 hatte der Konzern einen ungewohnten Verlust von 2,4 Mrd. Euro erzielt. Entscheidend waren dabei die Belastungen durch die Dresdner Bank, die den Allianz-Konzern im vergangenen Jahr insgesamt 6,4 Mrd. Euro kosteten. Im August hatte die Allianz das Institut an die Commerzbank verkauft, die Transaktion wurde im Januar 2009 vollzogen.
Anleger kritisierten den Vorstand wegen des Dresdner-Bank-Desasters. „Schlimmer hätte es kaum kommen können“, sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Sie kündigte an, gegen die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat zu stimmen. Das Kapitel Dresdner Bank habe erhebliche Defizite bei der Führung offenbart. „Die Aktionäre mussten für diesen Sündenfall büßen“, sagte sie. Der Vorstand habe aber nicht in dem Umfang auf Bezüge verzichtet, wie es nötig gewesen wäre.
Diekmann verteidigte sich und seine Vorstandskollegen. Bis zum Ausbruch der Krise Mitte 2007 sei die Entwicklung der Bank im Plan gewesen. Er bedauere, dass die Allianz den strategischen Plan mit der Bank nicht verwirklichen konnte. „Das lag nicht nur an uns, sondern vor allem an den sehr schwierigen Umständen seit Mitte 2007“, sagte er. „Auf die zuweilen gestellte Frage nach personellen Konsequenzen sage ich für mich und meine Kollegen, dass wir unter sehr schwierigen Umständen das Richtige für die Allianz getan haben“, so Diekmann.
Die Krise eröffne „riesige Chancen“, sagte der Allianz-Chef weiter. Er sieht hohen Konsolidierungsdruck in der Branche, will bei Zukäufen aber abwarten. „Die Akquisitionsmöglichkeiten sind im nächsten Jahr möglicherweise besser als dieses.“ Er setzt darauf, dass Kunden in der Krise eher große Anbieter bevorzugen. „Das wird uns Wachstumsmöglichkeiten geben, die wir in den vergangenen Jahren nicht hatten.“
Um nicht in den Sog der Krise zu geraten, will die Allianz ihr aktives Risikomanagement vor allem für die Sorgenkinder ausbauen – der problembeladene US-Lebensversicherer Allianz Life und der tief in die roten Zahlen geratene Kreditversicherer Euler Hermes. Außerdem wird sie mehr Wert auf liquide Mittel legen. Auch die Produktprofitabilität soll steigen. „Wer werden uns nicht an Preiskämpfen beteiligen.“
Für das Jahr 2009 wollte Diekmann keinen Ausblick geben. „2009 wird ein schwieriges Jahr werden“, sagte er nur. „Ich möchte nichts versprechen, was ich nicht halten kann.“ Die Allianz werde keine Kapitalerhöhung vornehmen. Der operative Gewinn des Dax-Konzerns brach im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr von 2,2 Mrd. Euro auf 1,3 Mrd. Euro ein. Die Dresdner Bank kostete weitere 400 Mio. Euro, dazu kamen Abschreibungen auf Wertpapiere sowie Winterstürme in Spanien und Brände in Australien. Der Umsatz stieg um 0,7 Mrd. Euro auf 27,7 Mrd. Euro, vor allem wegen guter Absatzzahlen in der Lebensversicherung. An der Börse schloss die Allianz am Mittwoch vier Prozent fester.
Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
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