Gewinneinbruch bei Zurich Financial · Prämieneinnahmen im ersten Quartalgesunken
Von Herbert Fromme, Köln
Der schweizerisch-amerikanische Versicherungskonzern Zurich Financial Services (ZFS) hat Investoren am Donnerstag mit einem um 75 Prozent niedrigeren Gewinn von insgesamt 362 Mio. $ (271 Mio. Euro) im ersten Quartal negativ überrascht. Der operative Gewinn fiel 40 Prozent auf 1,1 Mrd. $.
Positiv fiel dagegen der weltweit zweitgrößte Rückversicherungskonzern Swiss Re auf. Er vermeldete für das erste Quartal die Rückkehr in die Gewinnzone, nachdem er das Jahr 2008 noch mit einem Verlust von knapp 1 Mrd. Franken (660 Mio. Euro) abgeschlossen hatte. Das Unternehmen verdiente in den ersten drei Monaten 150 Mio. Franken.
Anleger feierten die Zahlen. Im Tagesverlauf legte die Aktie von Swiss Re um 24 Prozent zu, schloss aber schwächer mit einem Plus von 11,8 Prozent bei 32,70 Franken. Zurich-Papiere verloren dagegen 3,9 Prozent auf 207,40 Franken.
ZFS musste mit geringeren Kapitalerträgen in der Schaden- und Unfallversicherung fertig werden, die um 18 Prozent auf 762 Mio. $ sanken. Firmenchef James Schiro zeigte sich dennoch zufrieden. Im heutigen Umfeld sei es eine „beachtliche Leistung“, das 25. Quartal in Folge mit einem Gewinn abzuschließen. „Die Maßnahmen, die wir zum Schutz unserer Bilanz ergriffen haben, bewähren sich“, sagte er. Das Unternehmen ist vor allem in Europa – auch in Deutschland – und Nordamerika tätig und hat dort gerade einen großen Autoversicherer vom krisengeplagten Marktführer AIG übernommen.
Die Prämieneinnahmen in der Schaden- und Unfallversicherung sanken um drei Prozent in Originalwährungen, umgerechnet in die Bilanzwährung Dollar jedoch um zwölf Prozent auf 9,8 Mrd. $.
ZFS hatte sich in der Aktienkrise 2001 bis 2003 die Finger verbrannt und agiert seither äußerst konservativ in seiner Anlagepolitik. Das zahlt sich heute aus, die Finanzkrise trifft das Unternehmen deutlich weniger hart als viele Rivalen.
Swiss Re dagegen hatte sich hohe Verluste durch die Absicherung von Kreditderivaten eingefangen – ähnlich wie sie AIG betrieben hatte. Im Februar löste das Unternehmen den Konzernchef Jacques Aigrain ab, das langjährige Vorstandsmitglied Stefan Lippe trat an seine Stelle. „Wir haben gezeigt, dass unsere Kapitalausstattung ausreichend ist, um die Bedürfnisse unserer Kunden zu befriedigen“, sagte Lippe der FTD. Dazu komme, dass die Gesellschaft den Vertrauensverlust bei vielen Kunden und Geschäftspartnern wettgemacht habe. „Wir stehen im Kerngeschäft Rückversicherung fünf Prozentpunkte in der Schaden-Kostenquote besser da als die wesentlichen Wettbewerber“, sagte Lippe. Der Konzern konnte den Wert von 96,4 auf 90,2 Prozent verbessern, gab also nur 90,2 Prozent der Prämieneinnahmen für Schäden, Vertriebs- und Verwaltungskosten aus. Am Mittwoch hatte Weltmarktführer Münchener Rück eine schlechtere Quote von 97,3 Prozent gemeldet.
Kostensenkungen und der Abbau der Altlasten an toxischen Papieren gingen gut voran, sagte Lippe. Finanzvorstand George Quinn sagte, für Swiss Re habe die Stärkung der Kapitalbasis „oberste Priorität“. So will der Konzern ausreichend Mittel aufbauen, um eine Wandelanleihe von Warren Buffett über 3 Mrd. Franken zu zwölf Prozent abzulösen. Mit ihr hatte Buffett Swiss Re Ende 2008 ausgeholfen. Ohne die Ablösung könnte der Investor in drei Jahren rund 25 Prozent an Swiss Re übernehmen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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