Eine geringe Zahl an Großschäden hält die Raten weiter günstig. DieFinanzkrise könnte die Policen allerdings verteuern
Unternehmen profitieren auch 2009 von günstigen Preisen in der industriellen Sachversicherung. Grund dafür sind die wenigen Großschäden 2008. „Insgesamt ist der Schadenverlauf in Deutschland eher unauffällig“, sagt Achim Hillgraf vom Industrieversicherer FM Global. Auch der global tätige Makler Marsh stellt gerade in Deutschland eine „besondere Nachgiebigkeit“ des Marktes fest. Der Grund, so Marsh: „Starker Wettbewerb unter den Versicherern und die langjährig geringen Schäden der deutschen Industrie.“
Großbrände gab es 2008 selten. Auch teure Naturkatastrophen wie Überschwemmungen oder ein Orkan wie Kyrill sind ausgeblieben. Dazu kommt, dass die Unternehmen ihre Schadenprävention im Griff haben. Günter Schlicht, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Versicherungs-Schutzverbands (DVS), beziffert den Schadenaufwand in der industriellen Sachversicherung für 2008 mit 1,9 Mrd. Euro. Das ist genauso viel wie im Jahr davor. „Das Geschäft mit der Industrie ist für die Versicherer 2008 unterm Strich nicht schlecht verlaufen.“ 2008 betrugen die Einnahmen in der industriellen Sachversicherung, zu der vor allem Feuer- und Sturmdeckungen gehören, rund 3,7 Mrd. Euro. Das sind 0,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Nach Angaben des Gesamverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft blieb für die Versicherer ein technischer Gewinn von 700 Mio. Euro übrig.
Dazu kommen noch Kapitalerträge aus Schadenreserven – aber die sprudeln wegen der Krise zurzeit nicht so kräftig. Das könnte die Preise am Ende doch noch in die Höhe treiben. Auch die Verringerung des Eigenkapitals bei vielen Versicherern dämpft ihren Appetit auf Risiken und müsste den Markt eigentlich nach oben drücken.
Doch entgegen allen Prophezeiungen steigen die Preise nicht, sondern stagnieren auf niedrigen Niveau. „Wir haben die Talsohle erreicht“, sagt Sebastian Jochheim vom Makler Gossler, Gobert und Wolters. Eine Prognose für die Zukunft will er aber nicht abgeben.
Die Industrie profitiert seit fünf Jahren von ständig fallenden Raten in der Sachversicherung. Die Prämien sind auch deswegen zurückgegangen, weil eine Reihe ausländischer Versicherer wie Mapfre und QBE in den deutschen Markt eingetreten sind. „Das hat den Wettbewerb entsprechend verstärkt“, sagt Hillgraf von FM Global. Weitere neue Anbieter kommen zurzeit aber nicht. „Alle Zeichen deuten darauf hin, dass jetzt eine Trendwende bevorsteht.“
Schlicht vom DVS beobachtet eine andere Entwicklung. „Der Markt für Feuerpolicen bleibt weich“, sagt er und meint damit die Gesamttendenz zu sinkenden Preisen. Was die Anbieter verlangen, hängt aber stark von der Branche ab, die sich versichert. „Bei den Versicherern gibt es Wunschkunden, die weniger risikoanfällig gegen Feuerschäden sind“, sagt Makler Jochheim. Die Schwerindustrie, aber auch das holz- und papierverarbeitende Gewerbe könnten eher unter Preiserhöhungen leiden. Aber auch die brauchen ihre Zeit. Denn viele Kunden waren 2007 und 2008 so klug, Verträge über mehrere Jahre zu für sie günstigen Bedingungen abzuschließen.
Anne-Christin Gröger
Quelle: Financial Times Deutschland
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