Bedarf nach Absicherung von Großrisiken wächst
Der deutsche Terrorversicherer Extremus verzeichnet einen deutlichen Anstieg bei der Zahl der abgeschlossenen Policen. „Wir haben schon jetzt mehr Verträge als im gesamten Jahr 2008“, sagt Leo Zagel, früher Gerling-Vorstand und heute der Chef des Kölner Spezialversicherers. Er wertet das als Beleg für wachsendes Interesse an der Terrordeckung für Großrisiken.
Den 1302 Verträgen des Jahres 2008 stehen mit Stand April 2009 bereits 1316 Policen gegenüber. Zudem hätten sich die Preise stabilisiert, sodass das Prämienvolumen in diesem Jahr deutlich höher liegen wird, so Zagel.
Extremus wurde 2002 von 16 Versicherern gegründet. Auslöser waren die Anschläge vom 11. September, nach denen die Feuerversicherer die traditionell enthaltene Terrordeckung aus ihren Verträgen strichen – sehr zum Ärger der Kunden. Unternehmen konnten sich gegen die Risiken terroristischer Anschläge kaum abdecken. Die privaten Versicherer drängten den Staat auf Hilfe. Das Ergebnis ist Extremus. Das Unternehmen hat eine Gesamtkapazität von 10 Mrd. Euro. Davon übernimmt die Assekuranz 2 Mrd. Euro, 8 Mrd. Euro trägt der Staat als Rückversicherer.
Die Staatshaftung für Extremus läuft vertragsgemäß Ende 2009 aus. Die Verhandlungen über eine Verlängerung haben gerade begonnen. 2007 rang der Versicherer monatelang mit Berlin um die Verlängerung, am Ende behielt sich der Bund eine Reduzierung ab 2010 vor. So äußert sich Zagel auch nur vorsichtig zum Stand der Dinge. Erste Gespräche seien „sehr konstruktiv“ gewesen.
Als Teil des ursprünglichen Deals verpflichteten sich die Versicherer, Terrorschäden bis zu 25 Mio. Euro in ihren normalen Feuerpolicen mit zu decken. Extremus versichert nur Schäden, die darüberliegen und bietet pro Kunde eine Höchstdeckung von 1,5 Mrd. Euro.
2008 verbuchte der Spezialversicherer Bruttobeiträge von nur noch 49,9 Mio. Euro aus 1302 Verträgen, das war trotz mehr Verträgen deutlich weniger als die 61,4 Mio. Euro im Jahr zuvor und lag klar unter dem selbst gesetzten Ziel. Der Grund war der Trend zu niedrigeren Preisen im industriellen Sachversicherungsmarkt. „Daran kamen wir nicht vorbei.“
Bei Immobilien etabliert Das 2007 vorgestellte Tarifsystem habe sich bewährt. Es differenziert die Prämien nach Art und regionaler Lage des Risikos. „Wir haben unsere Wettbewerbsfähigkeit damit erhöht“, sagt Zagel. Durch die vergleichsweise niedrigen Prämien sei der deutsche Versicherer derzeit besonders attraktiv gegenüber dem Londoner Markt, sagt Jochen Körner, Mitglied der zentralen Geschäftsleitung für Deutschland beim Makler Marsh, der einen großen Teil des Geschäfts für Extremus vermittelt.
Seit 2006 können Extremus-Kunden auch Risiken außerhalb Deutschlands versichern, die jedoch nicht der Staat in Rückdeckung nimmt. 2008 erreichte die Versicherungssumme für ausländische Risiken 11,3 Mrd. Euro. „Aber für eine Fotovoltaikanlage in Thailand ist Extremus wohl nicht die richtige Versicherung“, schränkt Körner ein.
Etabliert ist die Terrordeckung mittlerweile im Immobilienbereich. Getrieben wurde diese Entwicklung vor allem von Investoren, erklärt Makler Körner. Für große Fonds, die etwa Büroimmobilien finanzieren, und für ihre internationalen Bankpartner gehört eine Terrorversicherung zum Standard. Deshalb kommt Extremus allein für Gebäude im Zentrum von Frankfurt auf eine Versicherungssumme von 51,2 Mrd. Euro, sagt Vorstandschef Zagel. „So ein Kumul könnte der Londoner Markt gar nicht versichern.“
Generell nehme das Bewusstsein für die Bedeutung der Terrorversicherung zu, sagt Körner. Einige Branchen müssten aber noch umdenken, etwa der IT- und Telekommunikationssektor. Der Ausfall zentraler IT-Einrichtungen könne enormen Schaden verursachen. „So ist bei einer Airline das Buchungszentrum am gefährdetsten“, sagt Körner.
Katrin Berkenkopf
Quelle: Financial Times Deutschland
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