Versicherer intensiviert Vertrieb von Nettoverträgen
D er belgisch-niederländische Versicherer Fortis forciert in Deutschland mit einem neuen Vertriebsmodell die Verbreitung sogenannter Nettoverträge, bei denen Kunden keine Provisions- und Abschlusskosten zahlen. Versicherungsmakler sollen unter dem Dach der eigens gegründeten Gesellschaft Honorarkonzept Beratungen gegen Gebühr anbieten. Zugleich empfehlen die Vermittler Nettoverträge. Als Partner sollen weitere Versicherer gewonnen werden.
Heute erhalten Vermittler vom Versicherer eine Provision, die bei Lebensversicherungen einige Tausend Euro betragen kann. Kritiker des Provisionssystems monieren, dass Vermittler nicht die für Verbraucher besten Verträge empfehlen, sondern die Policen, für die es die höchste Vergütung gibt. Um die Abschlusskosten für Anleger transparenter zu machen, hat der Gesetzgeber bereits eine Reihe von Vorschriften erlassen, so müssen die kalkulierten Abschlusskosten ausgewiesen werden. Dabei wird es nicht bleiben, sagte Honorarkonzept-Geschäftsführer Ulf Lipphardt. „Der Druck vonseiten des deutschen Gesetzgebers und aus Brüssel nimmt zu“, sagte er. In skandinavischen Märkten seien Provisionen abgeschafft worden, in Großbritannien stehe das 2012 an.
Nettoverträge und Honorarberatung sind in Deutschland kaum verbreitet. Bis Ende des Jahres will die Gesellschaft 100 Vermittler finden, die für sie tätig sind. Makler sollen einen Teil des vom Kunden gezahlten Honorars an die Gesellschaft geben, die Höhe will das Unternehmen nicht nennen. Dafür erhalten Makler Unterstützung etwa bei der IT oder Coaching.
Bislang hat das Unternehmen nur Zugriff auf Nettoverträge von Fortis Deutschland. Andere Versicherer sollen hinzukommen. „Wir sind im Gespräch mit anderen Anbietern“, sagte Michael Dreibrodt, Chef der Fortis Deutschland Lebensversicherung. Zurzeit bieten rund zehn Versicherer diese Tarife an. Dreibrodt ist überzeugt, dass es mehr werden. „Wir wissen, dass in den Produktentwicklungsabteilungen einiges geschieht“, sagte er.
Honorarkonzept wurde über eine Beteiligungsgesellschaft von Fortis International gegründet. Fortis Deutschland habe keinen direkten Kapitalzugriff, betonte Dreibrodt. Allerdings ist mit Michael Mebesius ein Vorstand von Fortis Deutschland einer der Geschäftsführer von Honorarkonzept.
Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo