Die KarstadtQuelle Versicherungen leiden seit der Kaufhauspleite unterVorurteilen. Dagegen soll nun ein echter PR-Coup helfen: Empfehlungen für dieKonkurrenz
Wer heutzutage KarstadtQuelle im Namen führt, hat zu kämpfen. „KarstadtQuelle Versicherungen gehören vollständig zur Ergo Versicherungsgruppe AG und damit zur Münchener-Rück-Gruppe. Sie sind kein Teil des Arcandor-Konzerns“, heißt es in roter Laufschrift auf der Homepage des Direktversicherers. Damit das schon mal klar ist.
Das Unternehmen ist gemessen an der Kundenzahl der größte Direktversicherer Deutschlands und liegt nur bei den Beitragseinnahmen hinter der Generali-Tochter Cosmosdirekt.
Im Kfz-Direktmarkt läuft es aber nicht so gut. Da ist der Ich-bin-Nicht-Arcandor-Versicherer im vergangenen Jahr im Markt von Platz 11 auf Platz 13 abgefallen. Namensmakel und Marktanteilsverlust – das schreit nach einer PR-Kampagne. „Direktversicherer empfiehlt erstmals Konkurrenz“, überschreiben die PR-Profis des Unternehmens eine Mitteilung über einen neuen Kfz-Versicherungsvergleich auf ihrer Homepage, der am 1. September startet. Und: „Mit dieser ungewöhnlichen Transparenz und Verbraucherfreundlichkeit setzt der meistgewählte deutsche Direktversicherer – einmal mehr – Maßstäbe in der Kundenberatung.“
Wahrscheinlich lässt sich der Versicherer künftig zu Regierungsanhörungen als Verbraucherschutzorganisation einladen. Dabei hat er durchaus eigene Interessen. Gerade beim Preisvergleich von Kfz-Policen.
Der direkte Vertrieb über Internet, Telefon oder Post hat gegenüber dem „Vertreter um die Ecke“ einen echten Vorteil: Ist die Kfz-Police für den 18-jährigen Fahranfänger oder den Maserati fürs Wochenende aus Sicht des Kunden unverschämt teuer, kehrt nicht gleich die ganze Familie dem Anbieter den Rücken. Blöd nur, dass der verärgerte Kunde sich oft ganz von der Homepage abwendet und von den anderen Angeboten nichts wissen will. Schließlich könnte er ein erstklassiger Zahnzusatzkunde oder Riester-Rentner werden.
Die KarstadtQuelle Versicherungen wollen diesem Dilemma mit dem Vergleichsrechner samt Konkurrenzempfehlung auf ihrer Homepage entkommen. Der Nutzer gibt die erforderlichen Daten ein und erhält eine Preisübersicht mit den laut KarstadtQuelle Versicherungen zehn besten Anbietern. Über einen Link kommt der Kunde zum Versicherer, auch wenn es ein Konkurrent ist, und kann direkt abschließen. Das Kalkül: Ist der Nutzer erfolgreich, wird er den Wegweiser in guter Erinnerung behalten und bei Gelegenheit zurückkehren.
Für die Technik arbeitet der Versicherer mit Aspect Online zusammen, dem nach eigenen Angaben führenden unabhängigen Internetportal für Versicherungen und Finanzdienstleistungen. Der Vergleichsrechner enthält die aktuellen Tarifdaten von 73 Anbietern – eine ganze Menge. Vermarktet wird der Vergleichsrechner natürlich nicht als Kundenbindungs- sondern als großes Kundeninformationsprogramm. „Mit diesem Vergleichsportal schneiden wir eine Schneise in den Tarifdschungel“, sagt der Vorstandsvorsitzende der KarstadtQuelle Versicherungen, Peter Endres.
Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
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