Finanzvertrieb rutscht in die roten Zahlen und soll bis 2012 rund 62 Mio.Euro einsparen
Von Friederike Krieger, Köln
Dem Schweizer Versicherer Swiss Life machen ein schwaches Geschäft und ein Halbjahresverlust des Finanzdienstleisters AWD zu schaffen. „Der Beitrag des AWD ist enttäuschend“, sagte Bruno Pfister, Präsident der Konzernleitung von Swiss Life. Der Versicherer hatte AWD im März 2008 für 1,2 Mrd. Euro erworben.
Die Finanzkrise ist jetzt endgültig bei den Finanzvertrieben angekommen. Der Hannoveraner AWD erlitt im ersten Halbjahr einen Umsatzeinbruch um 20 Prozent auf 258,3 Mio. Euro, der Verlust nach Steuern belief sich auf 8,9 Mio. Euro. Im Vorjahreszeitraum hatte AWD noch 20 Mio. Euro verdient. Schon zuvor hatte der Rivale MLP in Wiesloch einen Verlust von 0,4 Mio. Euro für das Halbjahr gemeldet nach einem Gewinn von 8,8 Mio. Euro im Vorjahr.
Die meisten deutschen Lebensversicherer melden immer noch Zuwachs – aber der stammt weitgehend aus Policen gegen Einmalbeitrag, nicht aus Verträgen gegen regelmäßige monatliche Zahlungen. Den Großteil des Einmalbeitragsgeschäfts vermitteln die Banken, die mit Versicherern zusammenarbeiten. AWD, MLP und andere Vertriebe können da nicht mithalten.
Die Kunden stellten langfristige Anlageentscheidungen zurück, begründete AWD die Schlappe. Die Vertreter schlossen 430 100 Verträge ab, 46 500 Policen weniger als im ersten Halbjahr 2008. Trotz des schlechten Ergebnisses wolle Swiss Life keine Abschreibungen auf AWD vornehmen, sagte Pfister.
Problematisch waren auch die Auslandsmärkte. In Großbritannien setzte AWD 40 Prozent weniger um, in Österreich sogar 45 Prozent. Dort ist der Vertrieb in einen heftigen Skandal um Falschberatung verwickelt, der sich zusätzlich negativ auf das Geschäft auswirkte.
Im Hauptmarkt Deutschland stieg zwar die Zahl der Kunden um 13,4 Prozent auf 138 300. Doch schlossen die Kunden weniger Verträge ab. Die Zahl der vermittelten Policen sank von 270 400 auf 254 000 Stück. Die Vertreter hatten angesichts der Kapitalmarktsituation vor allem Probleme, die margenstarken fondsgebundenen Policen zu verkaufen. In der Folge sank der Umsatz in Deutschland um 11,5 Prozent auf 164,5 Mio. Euro. AWDs Deutschlandergebnis vor Zinsen und Steuern brach um 59,8 Prozent auf 14,9 Mio. Euro ein. Nachsteuerzahlen aufgeschlüsselt nach Ländern legte AWD nicht vor.
„Im Vergleich zu anderen deutschen Finanzdienstleistern hat der AWD noch recht gut abgeschnitten“, sagte Swiss-Life-Finanzchef Thomas Buess mit Zweckoptimismus. Im kommenden Jahr soll AWD in die Gewinnzone zurückkehren.
Der Finanzdienstleister sei trotz aller Probleme ein attraktiver Geschäftsbereich für Swiss Life, sagte Konzernchef Pfister in Zürich. „Die Steigerung des Neugeschäfts in Deutschland wäre ohne den AWD nicht möglich gewesen.“ AWD habe das Neugeschäft für Swiss Life verglichen mit dem Vorjahr verfünffacht. Swiss Life Deutschland vermochte es, die Bruttoprämie um 14 Prozent auf 645 Mio. Euro zu steigern. Im Heimatmarkt Schweiz und in Frankreich erlebt Swiss Life sinkende Prämien.
Swiss Life kündigte ein umfangreiches Sparprogramm an. Bis 2012 will der Versicherer 350 bis 400 Mio. Schweizer Franken einsparen und 520 Stellen in der Schweiz abbauen. Bei AWD sollen die Kosten um rund 95 Mio. Franken oder 62 Mio. Euro sinken.
Der Konzerngewinn brach heftig von 1,6 Mrd. auf 139 Mio. Franken ein. Das Ergebnis des Vorjahres war allerdings durch den Verkauf von Geschäftsteilen um 1,49 Mrd. Franken aufgebläht. Der Nettogewinn aus dem fortgeführten Geschäft kletterte um 13 Prozent auf 172 Mio. Franken.
Quelle: Financial Times Deutschland
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