Mit flexiblen Verträgen umwirbt die Assekuranz speziell Kundinnen. Doch diekönnen selbst bei normalen Policen Beiträge aussetzen oder variabel gestalten
In der gesetzlichen Rentenversicherung sind Männer und Frauen gleich. Denn die Höhe der späteren Zahlung hängt nicht vom Geschlecht, sondern von den Einzahlungen ab. Das ist in der privaten Altersvorsorge anders. Frauen zahlen exakt das Gleiche wie Männer, aber die spätere Rente ist niedriger. Weil sie länger leben, erhalten sie unterm Strich aber die gleiche Leistung, sagen die Versicherer. Nur bei Riester-Verträgen bekommen Männer und Frauen dieselbe Rente.
Die Assekuranz hat Kundinnen als Zielgruppe entdeckt und setzt auf spezielle „Frauenprodukte“. Dabei geht es aber keineswegs darum, sie auf das gleiche Auszahlungsniveau wie Männer zu heben. Vielmehr besteht das vermeintlich Besondere in der Option, Auszeiten zu überbrücken. Bei den Frauenpolicen der Hamburg-Mannheimer können Kundinnen bis zu 36 Monate die Prämie mindern und nur die Risikobeiträge weiterzahlen. Bei Heirat, Geburt eines Kindes oder Scheidung können sie die Altersvorsorge ohne erneute Gesundheitsprüfung aufstocken.
Die Münchner Generali vertreibt Rentenversicherungen für die Zielgruppe über den Frauenfinanzservice, für den nur Vertreterinnen tätig sind. „Damit signalisieren wir den Kundinnen, dass wir auf ihre spezifischen Bedürfnisse eingehen“, sagt Vertriebsvorstand Karl Pfister. Flyer und Werbegeschenke sind auf Frauen abgestimmt, über Kosmetikspiegel oder Schmuckkästchen hinaus gibt es aber keine Extras. „Die Rentenversicherungen unterscheiden sich im Grunde nicht von den Verträgen für Männer“, sagt Pfister.
Die zum Talanx-Konzern gehörende Aspecta-Versicherung bietet eine fondsgebundene Rentenversicherung für Frauen an. Die Kundin kann in der Babypause bis zu drei Jahre bei vollem Versicherungsschutz die Beiträge ruhen lassen. Außerdem kann sie sich für den Fall absichern, dass der Partner stirbt. Dann übernimmt der Versicherer ihre Beiträge für die gesamte weitere Laufzeit. Für die Anlage der Beiträge kann die Kundin aus über 60 Fonds, zehn gemanagten Varianten und Baskets wählen. Darunter sind der Garantiefonds DWS Flex Pension sowie Fonds, die nach ökologischen, ethischen oder Nachhaltigkeitsaspekten geführt werden. „Gerade Frauen möchten bei der Geldanlage nicht nur Sicherheit oder Rendite, sondern auch ein gutes Gewissen haben“, sagt ein Sprecher. Zahlt eine 20-Jährige bis zum 65. Lebensjahr 53 Euro im Monat ein, soll es 1000 Euro Rente geben – wenn sich die optimistische Annahme von einer steten Wertsteigerung von neun Prozent realisiert. Die Kundin trägt das Risiko. Läuft es sehr schlecht, gibt es später viel weniger Geld.
Viele sehen Frauenprodukte jedoch skeptisch. „Solche Angebote sind Augenwischerei“, sagt die Versicherungsmaklerin Ursula Oelbe, die zum Verbund der unabhängigen Finanzfachfrauen gehört. Gute Verträge im Markt sind auch ohne den Marketingzusatz flexibel. Das heißt, Kundinnen können die Beiträge aussetzen, Einmalzahlungen leisten und die Prämienhöhe variieren. Dass Frauen in der Babypause Beitragszahlungen aussetzen, findet Oelbe sowieso nicht sinnvoll. „Dadurch wird die ohnehin bestehende Lücke noch größer“, sagt sie. Ihr Tipp: Gibt es finanzielle Engpässe, kann genauso gut der Partner seine Rentenversicherung beitragsfrei stellen.
Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo