kolumne
Herbert Fromme
Gelegentlich denkt die Assekuranz recht unpolitisch. Zurzeit machen einige Industrieversicherer diesen Fehler. Am 5. August trat das „Gesetz zur Angemessenheit der Vorstandsvergütung“ in Kraft, eine Folge der Debatte über persönliche Verantwortung in der Finanzkrise. Das Gesetz legt fest, dass Vorstände bei Fehlverhalten einen Selbstbehalt tragen müssen, wenn eine Managerhaftpflichtversicherung (D&O) für den Schaden aufkommt. Der Selbstbehalt muss 10 Prozent des Schadens betragen, höchstens aber 1,5 Jahresgehälter.
Nicht verboten ist es für Manager, sich gegen diesen Selbstbehalt zu versichern. Ursprünglich gingen Experten dafür von Beiträgen bis 50 000 Euro pro Jahr aus. Doch nichts da: Die meisten Industrieversicherer sind bereit, die Selbstbehaltsdeckung an ihre bestehende D&O-Police anzuflanschen – für Preise unter 500 Euro pro Vorstandsmitglied. Damit ist der Abschreckungscharakter des Selbstbehalts vollständig ausgehebelt.
Bis zum 4. August gab es keinen gesetzlichen Zwang, wohl aber die Empfehlung der Corporate-Governance-Kommission, einen Selbstbehalt zu vereinbaren. Der war nicht versicherbar. Eigentlich wollte der Gesetzgeber mit dem Zwangsselbstbehalt die Eigenverantwortung der Manager erhöhen. Diese Absicht wird über die neue Vollkasko-Versicherung vollständig ad absurdum geführt.
Die Erfahrung lehrt, dass die Politiker sich ungern so vorführen lassen. Die Folge wird sein, dass über kurz oder lang das Gesetz deutlich veschärft wird oder ein Gericht die Versicherung des Selbstbehalts kippt.
Wir werden Sie darüber auf dem Laufenden halten – noch umfassender als bisher. Die FTD baut ihre Versicherungsberichterstattung deutlich aus, auch im Internet. Als Teil dieser Initiative wird die bislang hier freitags publizierte Versicherungskolumne künftig auf www.ftd.de erscheinen. Außerdem veröffentlichen wir ab sofort jeden Vormittag den FTD-Versicherungsmonitor mit aktuellen Meldungen aus der Branche.
Herbert Fromme ist Versicherungskorrespondent der FTD.
E-Mail: fromme.herbert@guj.de
Quelle: Financial Times Deutschland
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