Datenleck beim Finanzvertrieb AWD

NDR wurden 27 000 Kundeninformationen zugespielt

Von Friederike Krieger, Köln

Beim Finanzvertrieb AWD hat es eine massive Datenpanne gegeben. Dem Norddeutschen Rundfunk (NDR) wurden insgesamt 27 000 Datensätze von Kunden des zu Swiss Life gehörenden Finanzvertriebs zugespielt. Sie enthalten Kundennummer, Adresse, Telefonnummer, Berufsbezeichnung, Geburtstag und die Vertragsabschlüsse der einzelnen Kunden. Daraus sei ersichtlich, wer eine Lebensversicherung abgeschlossen habe, wie viel Geld die Kunden angelegt haben und wie lange die Policen noch laufen, teilte der NDR mit. Ein großer Teil der Verträge sei noch gültig.

„Wir haben bisher keine Erkenntnisse, woher die Daten stammen könnten“, sagte ein AWD-Sprecher. Der Finanzvertrieb zweifelt die Echtheit der Informationen an. „Die 17 Datensätze, die uns der NDR zur Verfügung gestellt hat, sind stark veraltet“, sagte er. Der jüngste Datensatz stamme aus 2001, die anderen aus den 90er-Jahren. Die Adressen der Kunden seien zum Teil nicht korrekt, einige der Verträge existierten auch nicht mehr. „Es handelt sich nicht um sensible Informationen wie Kontoverbindungen oder Gesundheitsinformationen“, wiegelte AWD ab.

Das sieht Niedersachsens Landesdatenschutzbeauftragter Joachim Wahlbrink anders. „Aus Sicht der Betroffenen sind das schon sehr bedeutsame Daten“, sagt sein Sprecher. „Wir können nur hoffen, dass die Daten nur an den NDR gegangen sind.“ Für AWDs Konkurrenten seien solche Informationen bares Geld. Wenn bekannt ist, wann ein Vertrag ausläuft, können sie die Kunden gezielt mit Angeboten zur Folgeanlage ansprechen. Welche Konsequenzen die Datenaffäre für den AWD hat, ist noch unklar. Zunächst müsse die Staatsanwaltschaft Hannover die Daten des NDR prüfen, sagte der Sprecher.

Die Datenaffäre kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt für AWD. Wegen der Finanzkrise halten sich die Kunden mit langfristigen Anlageentscheidungen zurück. Die Provisionserlöse, die AWD für Vertragsabschlüsse kassiert, sinken. Im ersten Halbjahr 2009 fiel ein Verlust von 9 Mio.Euro Euro an. Zudem hat die Firma in Österreich mit Klagen wegen Falschberatung zu kämpfen.

Quelle: Financial Times Deutschland

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