Kräftiger Preisaufschlag für zusätzlichen Versicherungsschutz vonWarenkrediten · Furcht vor steigendem Ausfallrisiko
Deutsche Unternehmen werden für die staatliche Absicherung von Warenkrediten einen deutlichen Preisaufschlag in Kauf nehmen müssen. In wenigen Wochen sollen Lieferanten solche Ergänzungsangebote der Bundesregierung zu privaten Kreditversicherungen abrufen können. Regierung und private Anbieter verhandeln zwar noch über Details, der Preis steht aber nach FTD-Informationen bereits fest: Er soll 2,88 Prozent der Deckungssumme betragen. „Der Preis bezieht sich auf das Limit pro Jahr“, bestätigte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums. Für eine Bürgschaft des Staates über 100 000 Euro müssen Unternehmen also 2880 Euro zahlen. Das ist erheblich mehr, als der private Schutz üblicherweise kostet.
Der kräftige Preisaufschlag wirft die Frage auf, ob das staatliche Hilfsangebot angenommen wird. Die Bundesregierung will mit dem Instrument einen durch die Finanzkrise entstandenen Bremsklotz für die Wirtschaftsentwicklung beseitigen: Unternehmen haben sich über die Zurückhaltung der privaten Anbieter beschwert. Kreditversicherer wie die Allianz-Tochter Euler Hermes, Atradius oder Coface decken das Risiko, dass ein Unternehmen auf einer offenen Rechnung sitzen bleibt, weil der Kunde nach Erhalt der Lieferung nicht zahlen kann. Sie müssen aufgrund der Krise die drastische Zunahme von Firmenpleiten und damit hohe Schäden verkraften und haben ihre Zeichnungspolitik deshalb erheblich verschärft.
Morgen läuft die Ausschreibungsfrist für externe Wirtschaftsprüfer oder andere Dienstleister aus, die kontrollieren sollen, dass sich die Versicherer bei der Weitergabe der Bürgschaften an die vereinbarten Bedingungen halten. Spätestens Ende November oder Anfang Dezember sollen die staatlichen Bürgschaften auf dem Markt sein.
Unternehmen leiden nach wie vor darunter, keinen ausreichenden Kreditversicherungsschutz zu bekommen. „Das Problem ist akuter denn je“, sagte Reinhard Kudiß, Referent für Unternehmensfinanzierung beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Dabei gehe es nicht um eine reine Versicherungsfrage. „Es gibt einen direkten Zusammenhang mit der Kreditversorgung der Unternehmen, hier werden die Bedingungen zunehmend schwieriger.“
Auch wenn die Preise aufgrund der unterschiedlichen Systematik schwer vergleichbar sind, bedeutet die Prämie von 2,88 Prozent eine erhebliche Verteuerung gegenüber normalen Angeboten. In der Regel decken Kreditversicherer keine Einzelrisiken. Die Prämie hängt vom Umsatz eines Unternehmens und der Bonität seiner Kunden ab. Beim Marktführer Euler Hermes beginnen die Preise bei 0,2 Prozent des Umsatzes und steigen mit der Gefahr der Insolvenz der belieferten Kunden. In die staatliche Lösung eingepreist sind die hohen Ausfallrisiken sowie die Kosten für die Abwicklung über die Kreditversicherer und für externe Prüfer.
Der BDI kritisiert den vorgesehenen Preis für die staatliche Deckung nicht. „Es geht zunächst darum, dass Unternehmen überhaupt Versicherungsschutz bekommen“, sagte Kudiß. „Wir wollen keine Staatsgeschenke.“
Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
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