Allianz wehrt sich gegen Marktwertbilanzierung

Vorstand Bäte fürchtet um die Zukunft der Branche

Europas größter Versicherer Allianz hat der Bilanzierung nach Marktwerten, dem sogenannten Fair Value Accounting, für die Assekuranz eine Absage erteilt. Damit wendet sich der Konzern gegen einen zentralen Bestandteil der zurzeit betriebenen Reformen von Bilanzierungs- und Aufsichtsregeln in Europa.

„Die Buchhaltung macht uns möglicherweise kaputt“, warnte Allianz-Finanzchef Oliver Bäte gestern mit Blick auf die Änderungen an dem Bilanzstandard IFRS und die Einführung neuer Eigenkapitalregeln durch die EU unter dem Stichwort Solvency II. „Hier geht es um Existenzfragen.“ Gelinge es nicht, diese Probleme sauber zu lösen, müsse man sich „große Sorgen um die Zukunftsfähigkeit der Versicherer machen“.

Die EU und die Bilanzstandardorganisation IASB wollen Banken und Versicherer zwingen, künftig ihre Wertpapiere zeitnah zu bewerten und Schwankungen in Quartals- und Jahresabschlüssen zu zeigen. Die Lebensversicherer hätten aber sehr langfristige Zahlungsverpflichtungen an ihre Kunden, sagte Bäte beim Finanztreffen der Assekuranz, das die FTD in Köln veranstaltete. Da mache es ökonomisch keinen Sinn, die Kapitalanlagen, die diese Verpflichtungen bedecken, mit kurzfristigen und stark schwankenden Marktpreisen zu bewerten. Das werde aber unter Solvency II nach jetziger Planung verlangt. „Das ist das Problem, wenn man Risikorahmenwerke von den Banken übernimmt“, sagte Bäte.

Die geplanten Kapitalanforderungen an die Versicherer seien nicht richtig und zudem unfair, weil die Banken trotz eines risikoreicheren Geschäftsmodells bevorzugt würden.

Bäte verlangte Glättungen bei der Bilanzierung von Wertpapieren, ohne Einzelheiten zu nennen. Die Branche müsse rasch und gemeinsam handeln und Änderungen bei den jetzt vorgelegten Vorschlägen durchsetzen.

Anja Krüger

Quelle: Financial Times Deutschland

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