Versicherungen blockieren sich im Streit um Entflechtung des Außendienstes
Der Dauerstreit zwischen dem Schweizer Versicherer Bâloise und Signal Iduna um den Deutschen Ring (DR) geht in eine neue Runde. Die Bâloise-Töchter DR Leben und Sach haben einen Plan für ihre Trennung von der DR Kranken vorgelegt. Gegner Signal Iduna lehnt den Vorschlag strikt ab, vor allem weil die Bâloise-Töchter den gemeinsamen Außendienst für sich beanspruchen.
Seit mehr als einem Jahr liefern sich Bâloise und Signal Iduna einen bizarren Kleinkrieg. DR Leben und DR Sach gehören Bâloise, DR Kranken war ursprünglich als Versicherungsverein selbstständig. Seit 1962 besteht ein Vertrag zwischen DR Leben und DR Kranken, der beide vor allem in Vertrieb und Verwaltung eng verflechtet. Im Herbst 2008 eröffnete Bâloise das Feuer, als sie den Chef von DR Leben und DR Sach, Wolfgang Fauter, feuerte, der auch an der Spitze von DR Kranken stand. Zur Überraschung der Schweizer blieb er dort. Im April 2009 schloss sich DR Kranken mit Signal Iduna zu einem Gleichordnungskonzern von Versicherungsvereinen zusammen. Die Fronten verhärteten sich: Bâloise will die DR-Gesellschaften mit ihrer Tochter Basler verzahnen, Signal Iduna würde sie aber gerne übernehmen. Von den rund 1650 Mitarbeitern der DR-Gruppe arbeiten jetzt fast 900 für beide Seiten. Zwischen den Kontrahenten herrscht Funkstille.
„Wir haben mit dem Entflechtungsplan eine Gesprächsgrundlage geliefert“, sagte Frank Grund, Vorstandsvorsitzender von DR Leben und DR Sach. Die gemeinsamen Mitarbeiter und Gebäude sollen aufgeteilt werden. Den Außendienst wollen die Bâloise-Töchter für sich alleine. „Wir wollen die Vertriebskraft für alle DR-Gesellschaften erhalten“, sagte er. DR Kranken könnte also über den Vertrieb weiter verkaufen. Mit diesen Vorstellungen stößt Bâloise bei Signal Iduna auf Granit. „Das werden wir auf keinen Fall akzeptieren“, sagte Vorstandschef Reinhold Schulte der FTD.
Beobachter glauben, dass der Manager eine Verzögerungstaktik verfolgt, um sich so die beiden DR-Gesellschaften besser einverleiben zu können. Schulte bestreitet das. „Der Druck wird ständig größer“, sagte er. „Wir wollen das vom Tisch haben.“ Er geht davon aus, dass beide Seiten bald wieder verhandeln. Auch Widersacher Grund gibt sich gesprächsbereit: „Eine einvernehmliche Lösung wäre am Besten“, sagte er.
Bewegung in den Stellungskrieg bringen dürfte die Finanzaufsicht BaFin. Sie hat einen Verwaltungsakt in der Sache angekündigt. Darin könnte sie auf eine Trennung der Ring-Gesellschaften bestehen. Dagegen wäre Widerspruch mit aufschiebender Wirkung möglich. Die Behörde kann aber widerspenstige Versicherer zähmen. „Es gibt die Möglichkeit einer Extraanordnung, dann hat ein Widerspruch keine aufschiebende Wirkung“, so eine Sprecherin. Firmen können auch dagegen vorgehen, müssen die Entscheidung aber umsetzen.
Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo