Zurich-Tochter Bonnfinanz fordert höheres Haftungskapital für Vermittler
Von Friederike Krieger, Bonn
Michael Rentmeister, Vorstandsvorsitzender des Finanzvertriebs Bonnfinanz, fordert ein höheres Haftungskapital für Vermittlerfirmen. „Die Beratungshaftung darf nicht nur über Versicherungen der Vermittler abgedeckt sein“, sagt er. „Es ist auch eine Kapitalabsicherung nötig.“
Damit macht die zu Zurich gehörende Organisation eine neue Front im scharfen Wettbewerb der Vertriebstruppen wie DVAG, OVB, MLP, AWD oder Formaxx auf. Neugründungen sind hier einfach, das Abwerben von guten Leuten ist gang und gäbe.
Bonnfinanz leidet ebenso wie der AWD, der zu Swiss Life gehört, unter dem Vorwurf, wegen der Besitzverhältnisse nicht objektiv zu beraten. Jetzt dreht das Unternehmen den Spieß um – und macht Druck auf die Vertriebe ohne starken Eigner. Während die EU Banken und Versicherern eine stärkere Eigenkapitalunterlegung abfordere, habe der deutsche Gesetzgeber das Kapital im Gesellschaftsrecht reduziert und etwa Mini-GmbHs erlaubt, die zunächst mit 1 Euro Stammkapital auskommen. „Viele Neugründungen im Vermittlerbereich verfügen einfach über zu wenig Kapital“, sagt Rentmeister. Diese Betriebe verließen sich darauf, dass bei Falschberatung die vorgeschriebene Versicherung zahlt.
Eine stärkere Haftung mit eigenem Kapital könnte eine disziplinierende Wirkung auf die Vermittlerbranche haben. „Wenn ich selbst mit meinem Kapital hafte, bin ich sorgfältiger, was die Beratung angeht“, erklärt er. Bonnfinanz wurde 1970 gegründet und gehört seit 2002 zu Zurich. Neben Policen der Mutter vermittelt der Vertrieb für den Volkswohl Bund, LV 1871 und Canada Life.
In der Branche stößt der Vorschlag auf wenig Gegenliebe. Bonnfinanz wolle sich nur mit der eigenen Finanzstärke brüsten, sagte Hans-Ludger Sandkühler, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands mittelständischer Versicherungs- und Finanzmakler. Der europäische Gesetzgeber habe aus gutem Grund die Vermögensschadenhaftpflicht für Vermittler zur Pflicht gemacht. „Ansonsten kann nicht gewährleistet werden, dass bei einem kleinen Betrieb das Eigenkapital ausreicht, wenn es zu einer hohen Haftung kommt“, erklärt er. Die Police sei auch kein Freifahrtsschein. Wer leichtsinnig berate, riskiere den Versicherungsschutz. „Wichtiger als die Bestrafung derjenigen, die schlecht beraten, ist die Verbesserung der gesetzlichen Rahmenbedingungen“, sagte ein Sprecher des Finanzvertriebs MLP. Anspruchsvolle Ausbildungsvorschriften, ein klarer umrissenes Berufsbild und mehr Kostentransparenz seien sinnvoller als eine höhere Eigenhaftung.
Rentmeister ist gegen mehr staatliche Vorgaben. Die gestiegenen Pflichten durch die EU-Vermittlerrichtlinie seien schon genug.
2009 erzielte Bonnfinanz mit 1151 Vertretern einen Gewinn von 2,8 Mio. Euro, nach einem Minus von 2,1 Mio. Euro im Vorjahr. Dazu trugen in erster Linie Kosteneinsparungen bei. Die Provisionserlöse sanken um 11,3 Prozent auf 72,5 Mio. Euro. Bei Versicherungen blieb der Absatz stabil, bei Fonds brach er ein. Bonnfinanz ist auf Zukäufe aus. „Wir wollen mit kleiner Kasse sinnvolle Investitionen tätigen“, sagte Rentmeister. Ein konkretes Ziel hat er noch nicht im Auge.
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo