Preise in der Feuerversicherung weiterhin niedrig
Doppeltes Pech: Erst brannte die Produktionshalle des Autozulieferers nieder, dann kündigte der Versicherer die Brandschutzpolice. Auf der Suche nach einem neuen Anbieter stieß der Vermieter auf Versicherer, die sich seltsam verhielten. Die einen lehnten den Kunden kategorisch ab. Die Begründung: Der Feuerschaden liege zeitlich zu nahe, die Deckung sei ein unkalkulierbares Risiko. Die anderen empfingen ihn mit offenen Armen. Neue Fertigungsstätten und neue Brandschutzmaßnahmen, hieß es, machten ihn zu einem sehr attraktiven Kunden.
Die Wirtschaftskrise hat Versicherer und Industrie verunsichert. „Die Assekuranz bewertet gleiche Risiken derzeit sehr unterschiedlich“, sagt Rosemarie Rütten vom Beratungsunternehmen Risk & Insurance Management. „Das hat es vor der Krise in dem Umfang nicht gegeben.“ Die Anbieter wissen, dass die Kunden zurzeit knausrig sind. „Viele Firmen versuchen, in der Feuerversicherung Prämien zu sparen“, sagt Matthias Kurrig vom Makler Funk.
Seit 2005 fallen die Preise in der industriellen Feuerversicherung. Unter den Anbietern herrscht ein scharfer Wettbewerb. Die einen wollen ihren Marktanteil trotz niedriger Preise und hoher Risiken ausbauen, andere scheuen davor zurück. Die geringen Prämien hängen auch damit zusammen, dass die Zahl der gefürchteten Großbrände sinkt. Trotzdem rufen die Versicherer seit Langem die Preiswende aus, bisher vergeblich. Stefan Miller von der R+V Versicherung zum Beispiel glaubt, dass es nicht mehr lange dauern kann, bis die Preise wieder steigen. „Wann die Wende jedoch kommt, kann im Moment noch niemand sagen“, meint er.
Kluge Versicherungseinkäufer nutzen die günstigen Preise und schließen einen mittel- bis langfristigen Vertrag ab. „Solche Deckungen bietet die Assekuranz jedoch immer seltener an“, sagt Makler Kurrig. Steigen die Preise wieder, wollen die Versicherer nicht in langfristigen Verträgen gefangen sein.
Eine billige Police allein schützt einen Betrieb nicht vor den Folgen eines Feuers. Dass Kunden zur Konkurrenz gehen, weil die Firma wegen Produktionsausfall nicht liefert, ist nicht versicherbar. Prävention ist daher gerade in Krisenzeiten für Unternehmen unverzichtbar. Bei Ausgaben für Brandschutztüren oder Sprinkleranlagen sparen die Unternehmen zurzeit kräftig. „Für die Betriebe sind Präventionsmaßnahmen keine umsatzsteigernde Investition und werden erst einmal zurückgestellt, bis wieder genügend Geld verdient wird“, sagt Kurrig.
Anne-Christin Gröger
Quelle: Financial Times Deutschland
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