Hannover Rück gibt Aktienabstinenz auf

Ölkatastrophe kostet einmalig 89 Mio. Euro · Gewinn sinkt

Von Friederike Krieger, Köln

Der weltweit viertgrößte Rückversicherer Hannover Rück will wieder in Aktien investieren. „Wir werden wahrscheinlich schon bald auf diese Anlageklasse zurückkommen“, sagte Finanzchef Roland Vogel gestern. Der Rückversicherer werde eventuell bereits im dritten Quartal wieder Wertpapiere kaufen. Langfristig peilt die Hannover Rück eine Aktienquote von drei bis fünf Prozent an. Der Rückversicherer war 2008 nach der Lehman-Pleite und sehr hohen Abschreibungen auf Aktien aus diesen Papieren ausgestiegen.

Bei den Erträgen aus den übrigen Kapitalanlagen konnte Hannover Rück nicht mit den Rivalen mithalten. Munich Re und Swiss Re haben beide sehr wenige Aktien, verdienten aber mit geschickter Anlage in festverzinsliche Papiere mehr und konnten deshalb ihre Gewinne erhöhen. Das Halbjahresergebnis der Hannover Rück sank um 28 Prozent auf 310,6 Mio. Euro. Die Kapitalanlagen des Rückversicherers brachten im zweiten Quartal nur 272 Mio. Euro ein, das sind rund 27 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

Zudem belasteten Großschäden das Ergebnis. Die Nettogroßschadenbelastung betrug 408 Mio. Euro nach 163 Mio. Euro im ersten Halbjahr 2009. Größter Einzelschaden war die im Golf von Mexiko gesunkene Ölbohrinsel „Deepwater Horizon“, die den Rückversicherer rund 89 Mio. Euro kostete. Die Schaden-Kosten-Quote verschlechterte sich von 97,1 Prozent auf 99,5 Prozent der Beiträge.

Der Vorstandsvorsitzende Ulrich Wallin zeigte sich dennoch zufrieden mit dem Quartal. „Dies ist eine gute Grundlage, um unser Gewinnziel für 2010 – einen Konzernüberschuss von mehr als 600 Mio. Euro – zu erzielen“, sagte er. Das sei aber nur möglich, wenn die Großschadenbelastung im zweiten Halbjahr den Erwartungswert von 280 Mio. Euro nicht überschreite. Die Überflutungen in Sachsen sowie den polnischen und tschechischen Grenzgebieten machen dem Rückversicherer keine großen Sorgen. Die Belastung für die Hannover Rück werde wahrscheinlich geringer ausfallen als bei dem Mai-Hochwasser in Osteuropa. Für die Überflutungen musste der Konzern damals 30 Mio. Euro zahlen.

Quelle: Financial Times Deutschland

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