Volkswagen gründet eigenen Garantieversicherer · Autobauer kontert imPreiskampf
Von herbert fromme, köln
Volkswagen bricht ein Tabu: Der VW-Konzern wird von 2011 an selbst als Erstversicherer aktiv und verkauft seinen Kunden verlängerte Garantien für ihre Fahrzeuge nicht mehr über seinen Partner Allianz. Die Police deckt Fahrzeugschäden für die Jahre drei bis fünf nach dem Kauf des Autos ab – also für die Zeit nach Ablauf der gesetzlichen Garantie.
Zwar erwirtschaften die Autohersteller bereits heute einen erheblichen Teil ihres Gewinns mit Finanzdienstleistungen: Finanzierung und Leasing über hauseigene Banken gehören dazu – mit einem Niedrigzins wird schließlich auch ein Auslaufmodell zum Verkaufsschlager.
Bei der Versicherung allerdings konzentrieren sich die Hersteller bisher auf Partnerschaften mit der Assekuranz und treten nur als Vermittler auf. Beispiel VW: Bislang stattet der Volkswagen Versicherungsdienst (VVD) allein in Deutschland mehr als eine Million VW-Kunden mit Kraftfahrzeugversicherungen aus. Versicherer ist die Allianz, VW vermittelt über seine Händler und ist mit der Volkswagen Reinsurance AG (VW Re) als Rückversicherer am Risiko beteiligt.
Jetzt aber will die VW Re mit Garantieversicherungen selbst in das Erstversicherungsgeschäft einsteigen. Sie hat dafür eine Lizenz bei der Finanzaufsicht BaFin beantragt. Dafür wird die VW Re umbenannt – der Name steht noch nicht fest – und mit mehr Kapital ausgestattet. Rückversicherung betreibt sie weiter, bietet aber zusätzlich eine Garantieversicherung an, die VW-Kunden über ihre Händler abschließen können.
VW reagiert mit dem neuen Angebot auch auf Versicherer wie HUK-Coburg, die mit eigenen Werkstattnetzen den Autoherstellern Probleme bereiten, denn: Während Autohersteller Unfallfahrzeuge immer in eigenen Vertragswerkstätten reparieren lassen wollen, geben HUK-Coburg und verbündete Versicherer Preisnachlässe. Die Voraussetzung: Der Kunde verpflichtet sich, den Wagen in eine Partnerwerkstatt des Versicherers zu bringen, mit der HUK-Coburg besonders niedrige Stundensätze vereinbart hat.
„Wir wollen die Garantieversicherung enger mit uns als Hersteller verbinden“, umschreibt VVD-Geschäftsführer Andreas Götz die Motivation für das neue Angebot. Götz verantwortet als Mitglied der Teilkonzernleitung das Versicherungsgeschäft der VW-Banktochter Volkswagen Financial Services in den deutschsprachigen Ländern. Sie betreut 900 000 Verträge mit einem Prämienvolumen von rund 90 Mio. Euro, die bislang bei der Allianz liegen. „2004 waren es erst 200 000 Verträge“, sagte Götz.
Den bisherigen Partner aus München beruhigt Götz: Die Zusammenarbeit mit der Allianz in der Kraftfahrthaftpflicht- und Kaskoversicherung sei nicht in Gefahr. „Wir haben nicht das Anliegen, diese Sparten zu betreiben.“ Die Infrastruktur dafür hätte VW aber ab Januar durchaus, schließlich wird die Verhandlungsposition des Konzerns gegenüber der Allianz durch das neue Erstversicherungsangebot gestärkt. Pikantes Detail: Bei der Allianz ist Karsten Crede für die Kooperation mit der Automobilwirtschaft zuständig. Er war bis 2009 Götz‘ Vorgänger bei VVD.
Quelle: Financial Times Deutschland
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