Munich Re und Allianz geben gegenseitige Rückversicherung auf · Umsatz fällt
Von Herbert Fromme, Monte Carlo
Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re und die Allianz beenden nach FTD-Informationen aus Versicherungskreisen die gegenseitige Rückversicherung. Im Jahr 2010 haben sich beide Unternehmen jeweils Rückversicherungsschutz mit einem Prämienvolumen von 360 Mio. Euro gewährt. Bei sehr hohen Schäden, die mit Millionenbeträgen auf den Gewinn eines der beiden Unternehmen durchgeschlagen wären, hätte die Deckung durch den Partner die Belastung gemildert. Die Sonderbeziehung haben Allianz und Munich Re, die keine 100 Meter voneinander entfernt in der Münchner Königinstraße beheimatet sind, mit Wirkung 2011 beidseitig gekündigt. Die Unternehmen nahmen nicht Stellung.
Für Munich Re und die Allianz-Rückversicherungseinheit Allianz Re bedeutet das Ende einer 120 Jahre alten Partnerschaft einen spürbaren Umsatzrückgang – beim Weltmarktführer Munich Re macht allein dieser Vertrag fast 1,5 Prozent in einem ohnehin stagnierenden Markt aus. „Die beiden sind global genügend diversifiziert“, sagte ein Manager. Bei einem Großschaden in einem Land – etwa ein Hurrikan in den USA – hätten sie ausreichend Ausgleich aus Einnahmen in Ländern mit weniger Schäden.
Sorgen machen muss sich der Rückversicherer noch aus einem weiteren Grund. Die Kündigung der Vereinbarung zeigt, dass die Versicherer langfristig weniger Rückdeckung benötigen: Die Allianz ist durch Übernahmen und internes Wachstum so groß geworden, dass sie inzwischen viel mehr Risiken im eigenen Konzern weltweit ausgleichen kann.
Die normalen Rückversicherungsbeziehungen zwischen Allianz als Kunde und Munich Re als Rückversicherer sollen zwar bestehen bleiben, hieß es. Dabei geht es um einzelne Risiken und Sparten, nicht um eine Gesamtdeckung, und um deutlich geringere Beiträge. Allerdings dürfte die Aufgabe der Sondervereinbarung keinen unmittelbaren Einfluss auf die Ergebnisse und die Beurteilung beider DAX-Unternehmen durch Anleger haben.
Ende 2010 endet somit die letzte Sondervereinbarung aus der einst engen Partnerschaft. Die Allianz wurde 1890 von der Führung der damaligen Münchener Rück gegründet – unter Mithilfe von Merck Finck & Co. und Dresdner Bank. Seit 1921 waren die beiden durch eine Überkreuzbeteiligung von 25 Prozent und einen Kooperationsvertrag verbunden. Sie begannen erst vor zehn Jahren, ihre Beteiligungen zu entflechten und die Nähe zu lösen. Lange waren auch die Rückversicherungsbeziehungen eng: Noch 2001 gingen von 7,8 Mrd. Euro Rückversicherungsprämien, die der Allianz-Konzern insgesamt an Rückversicherer zahlte, 2,4 Mrd. Euro an die Münchener Rück. Die wiederum kaufte Großschadenschutz bei der Allianz für 850 Mio. Euro Prämie.
Quelle: Financial Times Deutschland
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