Niedrigzins beschert weltgrößtem Rückversicherer Plus bei Kapitalanlagen //Positiver Effekt kehrt sich 2011 jedoch um
Herbert Fromme , Köln
Gute Nachrichten für den US-Investor Warren Buffett, der mit über zehn Prozent größter Einzelaktionär der Munich Re ist: Der Weltmarktführer in der Rückversicherung hat gestern sein Ergebnisziel für 2010 angehoben. Bislang war er von mindestens 2 Mrd. Euro Gewinn nach Steuern ausgegangen, jetzt sollen zum Jahresende 2,4 Mrd. Euro unter dem Strich stehen. Insbesondere die Ergebnisse aus Kapitalanlagen schlugen positiv zu Buche und machten hohe Schäden aus Erdbeben in Chile und Neuseeland sowie der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko wett.
Allerdings wird sich der positive Effekt aus den Kapitalanlagen im kommenden Jahr ins Negative umkehren, wie Finanzchef Jörg Schneider warnte. Die aktuell niedrigen Zinsen von Staatsanleihen – eine Folge der ultralockeren Geldpolitik der Zentralbanken, vornehmlich der Fed -schlagen über kurz oder lang auf das Ergebnis des Versicherers durch.
Noch kann der Konzern, der zur Abdeckung von Kundenansprüchen 194 Mrd. Euro vor allem in festverzinsliche Papiere und Kredite angelegt hat, von diesem Umfeld profitieren. Denn mit fallenden Marktzinsen steigt der Wert der in früheren Jahren angelegten Papiere, die noch einen höheren Zins tragen. Doch ist dieser Effekt begrenzt. Ab 2011 wirkt sich der Niedrigzins negativ aus.
Deswegen geht Finanzchef Schneider von einem rückläufigen Gewinn aus: „Das Ergebnis für 2011 würde leicht unter der kräftig angehobenen Prognose für 2010 liegen.“ Bei Anlegern kam Schneiders Vorsicht schlecht an: Die Aktie von Munich Re, die andere Versicherer gegen Großschäden und besondere Belastungen aus Katastrophen versichert, aber auch Geschäft mit Endkunden macht, fiel trotz der positiven Gewinnerwartung um 1,7 Prozent auf 113,30 Euro.
„Prägend sind die niedrigen Zinsen“, sagte Schneider in einer Telefonkonferenz zu künftigen Ergebnissen. „Wir haben auch in unserem Ergebnis eine ausgeprägte Volatilität in Abhängigkeit von der Zinsentwicklung.“ Dabei agiert der Konzern als sehr aktiver Anleger. „Wir schichten laufend unsere Kreditexposures um und erzielen Veräußerungsgewinne“, sagte Schneider. Munich Re habe von Unternehmens- und Bankanleihen in Staatspapiere und Aktien umgeschichtet. Von den am Kapitalmarkt angelegten 194 Mrd. Euro hält der Rückversicherer 3,9 Prozent in Aktien und 84,2 Prozent in festverzinslichen Papieren und Darlehen.
Der Finanzchef glaubt nicht an einen baldigen Inflationsschub und hat die durchschnittliche Laufzeit der Wertpapiere, die Munich Re hält, um ein Jahr auf sieben Jahre ausgedehnt. „Wir haben damit wirklich gut gelegen“, sagte Schneider. Andere hätten sehr kurz angelegt und sehr viel Geld verloren. Er wollte die Strategie aber nicht als Wette gegen die Inflation betrachten. „Das ist kein Zocken“, sagte er. Der Frage, ob Munich Re bei einem Inflationsschub viel Geld verlieren würde, wich er aus.
Das Kerngeschäft Rückversicherung war in den ersten neun Monaten durchwachsen. Die Beiträge stiegen um 6,6 Prozent auf 17,6 Mrd. Euro, vor allem wegen des kräftigen Zuwachses um 21 Prozent in der Lebensrückversicherung. In der Rückdeckung von Schaden- und Unfallrisiken (Autos, Gebäude, Fabriken, Haftpflicht und Unfall) stagnierten die Prämieneinnahmen bei 11,7 Mrd. Euro. Wegen hoher Katastrophenschäden war das versicherungstechnische Ergebnis negativ.
Beim Erstversicherer Ergo stieg der Gewinn von 73 Mio. Euro auf 301 Mio. Euro. Laut Ergo-Chef Torsten Oletzky legt der Konzern in allen Feldern mit Ausnahme der Lebensversicherung gegen laufenden Beitrag zu. Die Markenumstellung, bei der Victoria und Hamburg-Mannheimer verschwanden, sei rechtlich beendet.
Quelle: Financial Times Deutschland
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