Anbieter profitieren von übervorsichtiger Zeichnungspolitik undwirtschaftlichem Aufschwung
Anja Krüger und
Herbert Fromme , Köln
Die deutschen Kreditversicherer erwarten in diesem Jahr dank des wirtschaftlichen Aufschwungs einen enormen Gewinnsprung. Sie rechnen mit einer Schaden-Kosten-Quote von 61 Prozent – das heißt, sie erzielen pro erlöstem Euro Prämie einen technischen Gewinn von 39 Cent. Im Vorjahr lag die Quote bei 91 Prozent.
Kreditversicherer geben Unternehmen Deckung für den Fall, dass deren Kunden nach Erhalt der Lieferung pleitegehen und die Rechnung nicht zahlen. Der Markt wird dominiert von der Allianz-Tochter Euler Hermes, Atradius und Coface. In der Krise standen die Anbieter unter heftigem Beschuss von Wirtschaftsverbänden und Politikern. Der Vorwurf: Die Anbieter verschärften ihre Zeichnungspolitik über Gebühr und brächten Unternehmen ohne Not in Schwierigkeiten.
Die guten Zahlen für 2010 und das Vorjahr scheinen diesen Vorwurf zu bestätigen. Doch dies weist Peter Ingenlath, Vizechef des Kreditversicherers Atradius und Vorsitzender der Fachkommission des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), entschieden zurück. Die Branche habe aufgrund des Rückgangs der Lieferungen weniger Risiken übernommen. „Das ist normal“, sagte er. Es habe allenfalls „einige wenige Einzelfälle“ gegeben, in denen Unternehmen sich schlecht behandelt fühlten. „Wir haben im Großen und Ganzen keine Kunden verloren“, sagte er.
Die Kreditversicherer erwarten für 2010 ein Wachstum der Beitragseinnahmen um sieben Prozent auf 1,5 Mrd. Euro. Gleichzeitig gehen sie davon aus, dass der Aufwand für Schadenzahlungen und Schadenreserven um 30 Prozent auf rund 750 Mio. Euro zurückgeht.
Die Branche profitiert davon, dass durch die Konjunkturerholung die Pleitewelle abebbt. „Nachdem die Zahl der Insolvenzen im Jahr 2009 deutlich um 11,6 Prozent auf 32 700 angestiegen war, gehen wir für das laufende Jahr aufgrund der guten und unerwartet schnellen konjunkturellen Erholung nur noch von einem leichten Anstieg um rund ein Prozent auf etwa 33 100 Insolvenzen aus“, sagte Ingenlath. Vor einem Jahr hatten die Versicherer einen Anstieg auf mehr als 35 000 Pleiten prognostiziert. Hält der Aufschwung an, rechnet die Branche für 2011 mit einem Rückgang der Insolvenzen auf etwa 31 000. Das wären aber immer noch mehr als die 29 300 Pleiten im Jahr 2008.
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo