Jay Ralph bekommt im Holdingvorstand mehr Macht // US-Amerikaner führt auchVersicherer in seinem Heimatland
Herbert Fromme , Köln
Der Allianz-Konzern verschlankt den Vorstand der Holding. Joachim Faber, 60, geht Ende 2011 in den Ruhestand. Er ist für den Geschäftsbereich Asset Management des Versicherers zuständig, der in der Allianz Global Investors (AGI) zusammengefasst ist. Nachfolger im Vorstand der Allianz SE wird der Amerikaner Jay Ralph, 51, der mit Dienstsitz in München zusätzlich weiterhin für die Versicherungstöchter in den USA und Mexiko zuständig bleibt. Künftig setzt sich der Allianz-SE-Vorstand aus neun statt zehn Mitglieder zusammen.
Für den Münchner Versicherungskonzern ist Milliardenmaschine AGI eine Erfolgsgeschichte, die Faber zum großen Teil verantwortet. Ein wichtiger Baustein war 2000 die Übernahme von Pimco, des US-Spezialisten für festverzinsliche Wertpapiere. Wegen dessen Fokus auf Anleihen und nicht auf Aktien überstanden Pimco und das Asset Management der Allianz die Aktienkrise Anfang des vorigen Jahrzehnts besser als viele Konkurrenten. Auch die Dresdner-Tochter Dit ging in den Besitz von AGI über.
Auch durch die Übernahmen verwaltet AGI heute mehr als 1400 Mrd. Euro. Davon stammen nur 22 Prozent von den Versicherern der Allianz, fast 80 Prozent von externen Anlegern. Das Unternehmen gehört zu den fünf größten Kapitalanlegern der Welt – auf eine genauere Positionierung will sich die Allianz nicht einlassen. In Europa sei man jedenfalls die Nummer eins.
Drei Viertel des Umsatzes mit der Vermögensverwaltung erzielt die Allianz in den USA. Auch deshalb ist es aus Sicht von Allianz-Vorstandschef Michael Diekmann sinnvoll, dass Ralph beide Geschäftsbereiche verantwortet.
Ab April kann sich Ralph noch besser auf die künftige Doppelrolle vorbereiten. Dann übernimmt er auch die zentralen AGI-Aufgaben von Marna Whittington, 63, die gegenwärtig als Chief Operating Officer zwischen München, San Diego und Philadelphia pendelt. Whittington wird sich künftig auf die Führung kleinerer Asset-Management-Firmen in den USA außerhalb von Pimco konzentrieren, die der Konzern in der Untergesellschaft AGI Capital zusammengefasst hat, teilte der Konzern mit.
Ralph ist seit Anfang 2010 im Vorstand der Allianz SE. Er versteht und spricht gut deutsch, Vorträge und Präsentationen hält er aber lieber auf Englisch. Der Volkswirt und Wirtschaftsprüfer arbeitete zunächst drei Jahre bei der Prüfungsgesellschaft Arthur Andersen in Chicago, bevor er 1984 in die Assekuranz wechselte. Sechs Jahre verantwortete er die Kapitalanlagen von Northwestern Mutual in seinem Heimatort Milwaukee. Ab 1991 arbeitete er für den Rückversicherer Centre Re in Bermuda, der zur Zurich gehörte. 1997 ging er zu einer Allianz-Tochter in Zürich, von dort zehn Jahre später nach München.
Die Allianz hat auch im Asset Management ehrgeizige Ziele: Für 2015 peilt die Konzernspitze ein Volumen von 2000 Mrd. Euro an. Eine Herausforderung ist für Ralph aber auch der US-Markt. Zwar sind die beiden Gesellschaften inzwischen saniert. Der weltgrößte Versicherungsmarkt ist aber sehr zyklisch, und US-Töchter europäischer Versicherer sind aus der alten Welt schwer zu kontrollieren. Sehr wahrscheinlich wird Ralph bald ebenso wie Marna Whittington Hunderttausende von Vielfliegermeilen gesammelt haben.
Quelle: Financial Times Deutschland
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