Schadensersatzansprüche werden auf 100 Mio. Euro geschätzt
Friederike Krieger , Köln
Noch immer steht nicht fest, ob Versicherer im Dioxinskandal zur Kasse gebeten werden. Nach Schätzungen der Bundesländer müssen die Verursacher der Verschmutzung im Tierfutter mit Schadensersatzansprüchen von mehr als 100 Mio. Euro rechnen.
Die Futtermittelhersteller gehen davon aus, dass sie zunächst selbst dafür geradestehen müssen. „Wenn Unternehmen mit Dioxin belastetes Futter ausgeliefert haben, müssen sie auch für die Schäden haften“, sagte eine Sprecherin des Deutschen Verbands Tiernahrung. Alle betroffenen Futtermittelhersteller verfügten über Produkthaftpflichtpolicen. Zudem habe der Verband für seine Mitglieder eine Großschadendeckung bei einem „weltweit tätigen Industrieversicherer“ gezeichnet. Wenn der Haftpflichtschaden eine gewisse Summe übersteigt, greift diese Police. „Wir gehen davon aus, dass keine Deckungslücke entsteht“, sagte die Sprecherin.
Die Versicherer bezweifeln, dass sie für die Schäden aufkommen müssen. Wenn die weiterverarbeitenden Betriebe die Futtermittelchargen regelmäßig getestet hätten und die Ergebnisse in Ordnung gewesen seien, treffe die Unternehmen keine Schuld, sie müssten auch nicht haften – und die Versicherer nicht zahlen, sagte eine Sprecherin der R+V, die viele landwirtschaftliche Betriebe versichert hat.
Nach Angaben der Provinzial Nordwest ist noch unklar, ob die Haftpflichtversicherer der inzwischen insolventen Firma Harles und Jentzsch für die Schäden aufkommen müssen. Ihr Futterfett war Ausgangspunkt der Dioxinverschmutzung. Das Unternehmen verfügt über eine Haftpflichtpolice, die von einem Konsortium aus mehreren Versicherern getragen wird. Die Provinzial ist daran mit knapp zehn Prozent beteiligt. „Wir konnten den Fall bisher noch nicht prüfen, weil die Staatsanwaltschaft alle Akten beschlagnahmt hat“, sagte ein Sprecher der Provinzial Nordwest. Sollte sich herausstellen, dass der Futterfetthersteller vorsätzlich gehandelt habe, müssen die Versicherer nicht zahlen, sagte er.
Quelle: Financial Times Deutschland
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