Versicherungsriese gegen Abschlag bei Staatsanleihen // Operativer Gewinnsoll 2011 auf Vorjahresniveau liegen
Herbert Fromme , München
Der Versicherungskonzern Allianz hat eine staatliche Kreditversicherung der EU für Staatsanleihen von Mitgliedsländern gefordert. Damit reagiert einer der größten Kapitalanleger der Welt, der auch hoch in Anleihen von Euro-Staaten engagiert ist, auf die Debatte über die Umstrukturierung der Schulden von Problemländern. „Eine solche Kreditversicherung müsste ähnlich funktionieren wie die in den USA in Misskredit gekommenen Monoliner“, sagte Vorstandsmitglied Paul Achleitner.
Bei den US-Monolinern – die infolge der Finanzkrise ins Straucheln gerieten und teils Pleite gingen – sei nicht das Grundkonzept das Problem gewesen, sondern der „Tsunami der Liquiditätsproblematik“. Das sei bei einem EU-Kreditversicherer nicht der Fall. „Er würde zentral gehalten und im Rahmen des europäischen Stabilitätsmechanismus entsprechend unterstützt“, sagte Achleitner.
Der viel diskutierte „Haircut“, der Verzicht der Anleger auf einen Teil der Anleihe, könne negative Auswirkungen auf die Banken haben. Banken und andere Finanzinstitute halten in Europa 30 Prozent der Staatsanleihen. „In den USA sind es nur drei Prozent“, sagte Achleitner. Er sprach sich auch für niedrigere Zinsen aus, die Problemländer für ihre Anleihen zahlen müssen, weil die europäische Staatengemeinschaft für die Papiere hafte. Auch die Laufzeitverlängerung sei ein gangbarer Weg.
Bei den vorgelegten Jahreszahlen bemängelten Analysten ein etwas schwächer als erwartet ausgefallenes Nettoergebnis. Der Gewinn nach Steuern betrug 2010 5,2 Mrd. Euro, zwölf Prozent über dem Vorjahr. Das Unternehmen erhöht zwar die Dividende von 4,10 Euro auf 4,50 Euro. Anleger waren trotzdem unzufrieden – die Allianz-Aktie schloss den Handel 2,7 Prozent leichter bei 101,80 Euro.
Operativ erzielte die Allianz 2010 ein Ergebnis von 8,2 Mrd. Euro, 17 Prozent über dem Vorjahr. Davon stammen 5,4 Mrd. Euro aus den Erträgen der Kapitalanlagen. Von den 445 Mrd. Euro, die von den Versicherern des Konzerns gehalten werden, liegen 89 Prozent in festverzinslichen Papieren, nur sieben Prozent in Aktien, zwei Prozent in Immobilien und zwei Prozent in sonstigen Anlageklassen. Staatsanleihen und Pfandbriefe machen zusammen mehr als die Hälfe der festverzinslichen Papiere aus. Probleme des Euros und mögliche Abschreibungen auf Staatspapiere wären für Europas größten Versicherer eine schärfere Bedrohung als ein schwerer Sturm – daher Achleitners Vorschlag.
Der Konzern will an seiner konservativen Anlagepolitik festhalten und die Aktienquote nicht deutlich ausbauen. Dazu trägt auch das ab 2013 geltende neue europäische Aufsichtsrecht Solvency II bei. Es verlangt von Versicherern viel mehr Eigenkapital für Anlagen in Aktien oder Immobilien als in Staatsanleihen. Mit der letzten Version der Umsetzungsregeln für das neue System ist die Allianz zutiefst unzufrieden. Langfristige Garantien könne ein Versicherer dann kaum geben. „Die deutsche Lebensversicherung ist jetzt durch Solvency II gefährdet“, sagte Achleitner.
Für 2011 erwartet die Allianz einen ähnlichen operativen Gewinn wie die 8,2 Mrd. Euro für 2010, sagte Konzernchef Michael Diekmann. Beim Umsatz legte der Konzern um 9,3 Prozent auf 106,5 Mrd. Euro zu. Das stärkste Wachstum kam von der Sparte Asset Management, die Ende 2010 1518 Mrd. Euro verwaltete – 26 Prozent mehr als im Vorjahr. Davon stammten 1164 Mrd. Euro von Dritten, der Rest von Allianz-Konzerngesellschaften.
Quelle: Financial Times Deutschland
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