Was nicht passt, wird passend gemacht

Die Deutsche Krankenversicherung hat ihren Verband als Mieter gewonnen. Derplagt sich nun mit grüner Bautechnik

Herbert Fromme , Köln

Grüne Gebäude liegen im Trend. Die Deutsche Bank hat ihre Zwillingstürme umweltbewusst umgebaut. Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re achtet schon lange auf Nachhaltigkeit. Kein Wunder, dass die Tochter Deutsche Krankenversicherung (DKV) beim Neubau eines Bürokomplexes am Kölner Rheinufer den Energieverbrauch minimierte. Wenn dabei die Rechner eines Mieters stören, werden sie eben ausgelagert.

Cologne Oval Office heißt der Komplex, der mit zwei geschwungenen Gebäuden in verschiedenen Farbtönen die triste Bürohauslandschaft verschönert. Gebaut hat es die Munich-Re-Tochter Meag, die Vermögensverwalterin des Konzerns.

Eine Klimaanlage gibt es nicht, über zwei Tiefbrunnen wird Wasser aus dem Rheinufer gewonnen und als natürliche Kühlung genutzt. Über eine Rohranlage fließt das Wasser mit 14 bis 16 Grad Celsius in die Gebäude, wo es im Sommer die Büros durch dieselben Systeme kühlt, die im Winter Wärme liefern.

Leicht zu vermieten sind die Büros nicht – das liegt am allgemeinen Überangebot an Büroraum. Eine glückliche Fügung verschaffte der DKV aber 2010 einen langfristigen Mieter: Der Verband der privaten Krankenversicherer, größtes Mitglied ist die DKV, suchte einen Ersatz für zu eng gewordene Räume. Bei der Anmietung sei alles mit rechten Dingen zugegangen, betont ein DKV-Sprecher. „Der PKV-Verband suchte neue Räumlichkeiten in der Nähe des bisherigen Sitzes, ein Kriterium, das die Cologne Oval Offices wie auch andere Gebäude erfüllten.“ Bei der Abstimmung für die Anmietung bei der DKV habe sich der damalige DKV-Chef Günter Dibbern – heute im Ruhestand – im Verbandsvorstand enthalten.

Nach der Entscheidung gab es allerdings Krach zwischen Vermieter und Mieter. Für das Raumkonzept des Verbands waren die Büros zunächst nicht geeignet. Diese Unstimmigkeiten seien beigelegt, sagt der DKV-Sprecher. Insider sprechen von einem Millionenaufwand. Das wollen beide Seiten nicht kommentieren.

Alles in Ordnung also? Nicht ganz. Denn das Rechenzentrum des PKV-Verbands passte nicht in das Gebäude. Nicht weil Platz gefehlt hätte – sondern wegen der fehlenden Klimaanlage. Die Rheinwasserkühlung ließ den sicheren Betrieb der Rechner nicht zu. Jetzt hat der Verband das Rechenzentrum ausgelagert. Nicht auszudenken, wenn so etwas wie die Informationstechnik die Energiebilanz des Oval Office ruiniert. Aber passend, so betont der Verband, passend sei das Gebäude schon für ihn.

Quelle: Financial Times Deutschland

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