Allianz verzeichnet bisher kaum Fälle // Industrieversicherer entsendet keineSpezialisten
Herbert Fromme , Köln
Europäische Unternehmen haben möglicherweise Anspruch auf Entschädigung von ihrem Industrieversicherer. Der Schadenfall würde dann eintreten, wenn Zulieferer aus Japan wegen Produktionsausfall infolge des Erdbebens oder des Tsunamis nicht liefern können und deshalb auch in Europa die Bänder stillstehen.
„Dann handelt es sich um einen Rückwirkungsschaden“, sagte Andreas Shell, Schadenchef beim Industrieversicherer Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) und Krisenmanager für den Konzern. „Voraussetzung ist, dass bei dem ausländischen Zulieferer tatsächlich ein versicherbarer Sachschaden eingetreten ist, die Produktion dort lahmliegt und das Rückwirkungsrisiko in Europa eingeschlossen ist“, sagte Shell der FTD. Konkurrent HDI-Gerling geht ebenso vor, sagte ein Sprecher in Hannover.
Andreas Shell hat für die Allianz auch die Schäden nach dem Terrorangriff auf das World Trade Center 2001 und nach dem Hurrikan „Katrina“ 2005 abgewickelt. „Aber diesmal ist die Situation ganz anders“, sagte er. Denn zum ersten Mal kann der Versicherer nach einer großen Katastrophe keine Spezialisten in die Region schicken. „Wir haben ein Reiseverbot nach Japan“, sagte Shell.
Die Allianz versichert in Japan Privatleute und Gewerbe, aber auch Industrieunternehmen und die Werke und Niederlassungen globaler Konzerne, sagte Shell. Bislang haben ihn kaum Schadenmeldungen erreicht – für Schätzungen über die Höhe ist es aber noch zu früh.
„Vor allem bei Schäden aus der Betriebsunterbrechung läuft die Uhr“, sagte Shell. „Grundsätzlich gilt, dass ein Schaden in der Betriebsunterbrechung höher ausfällt, wenn wir uns erst spät einschalten können.“ Die Allianz könne nicht wie sonst schadenmindernd eingreifen. Belastungen aus der Betriebsunterbrechung sind bei Katastrophen oft größer als die aus Gebäuden und Maschinen.
Die betroffenen Kernkraftwerke in Japan versichert der Konzern nicht. Sollte der Betrieb eines Industriekunden wegen direkter oder indirekter Strahlungsschäden nicht arbeiten können, sei das Risiko in den meisten Fällen ausgeschlossen. „Das kommt zwar auf den einzelnen Vertrag an“, sagte er. „Wir haben aber in der Regel Ausschlüsse in unseren Verträgen.“
In der Transportversicherung erwartet Shell rasch die Schadenmeldungen der Reeder – schneller als die zu Fracht. „Bei der Versicherung von Ladungen rechnen wir dagegen damit, dass der Prozess Monate dauern wird“, sagte er. „Es dauert lange, bis alles lokalisiert ist.“ Dann müssen Versender oder Importeure nachweisen, was versichert war und wie beschädigt ist.
Quelle: Financial Times Deutschland
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