Spezialversicherer erwartet Schub bei Strafrechtsschutz // Nischen undAusland bringen Wachstum
Anja Krüger und
Herbert Fromme , Köln
Der Rechtsschutzversicherer Roland setzt auf den raschen Ausbau des Umsatzes mit der Industrie. Dabei geht es vor allem um Strafrechtsschutzpolicen, die sowohl einzelne Manager als auch Unternehmen für Mitarbeiter abschließen können. Angesichts zahlreicher Strafverfahren gegen Vorstände steige der Bedarf spürbar an, sagte Vorstandschef Gerhard Horrion im FTD-Gespräch.
Auch Gesetzesverschärfungen wie die Regeln zur Angemessenheit von Vorstandsbezügen und die Ausdehnung von Haftungsfristen sorgen für Nachfrage. Führungskräfte interessieren sich stärker für ihre persönliche Absicherung gegen Haftungsansprüche, auch wenn sie ein Unternehmen verlassen. „Wir erwarten eine sehr deutliche Belebung des Geschäfts“, sagte Horrion. „Deshalb wollen wir in diesem Segment erheblich wachsen.“
Der Spezialanbieter gehört mehreren Versicherern. Darunter sind der französische Marktriese Axa, Barmenia, Gothaer und Bâloise aus der Schweiz. Roland ist der viertgrößte Rechtsschutzversicherer in Deutschland, nach der Ergo-Tochter DAS, der Allianz und Arag. Der Massenmarkt ist gesättigt. Wenn Unternehmen wachsen wollen, müssen sie Nischen wie den Industrierechtsschutz besetzen oder ins Ausland gehen. Roland verfolgt beide Strategien.
Zusammen mit Zurich und HDI-Gerling gehört Roland im Segment Industrierechtsschutz zu den größten Anbietern. Allerdings hat das Unternehmen erst vor wenigen Monaten ein erfolgreiches Spezialistenteam an den Wettbewerber Gesellschaft für Straf- und Manager-Rechtsschutz (GSM) verloren, der wie Roland in Köln sitzt. Außerdem kämpft Roland mit einem schlechten Ruf bei Maklern und Anwälten, die ihm schleppende Schadenregulierung attestieren.
Daraus hat die Gesellschaft Konsequenzen gezogen. „Unsere Schadenregulierung ist jetzt strikt nach Marktsegmenten organisiert“, sagte Bettina Hesse, zuständig für die Bereiche Industrie und Ausland. Makler haben je nach Größe spezielle Teams von Schadenbearbeitern als Ansprechpartner. „Wir haben sehr hohe Serviceziele“, sagte Hesse. Dazu gehöre eine schnelle Erreichbarkeit.
Mit speziellen Zusatzleistungen will sich Roland von Wettbewerbern absetzen. Der Versicherer bietet psychologischen Beistand für Manager im Krisenfall, eine U-Haft-Tagegelddeckung und Prävention wie die vorsorgliche Sicherung von Beweisen. Das umfasst zum Beispiel die Beratung, welche internen Dokumente ein beschuldigter Manager braucht, um sich verteidigen zu können. Wirft ein Unternehmen einer Führungskraft Gravierendes vor, hat diese möglicherweise keinen Zugang mehr zu wichtigen Dokumenten. „Der Manager im Home-Office auf der einen Seite, die Rechtsabteilung eines Konzerns auf der anderen – das ist eine unerquickliche Situation“, sagte Horrion. Von den Beitragseinnahmen in Höhe von 285 Mio. Euro im Jahr 2010 stammten 25 Prozent aus der Industrieversicherung. Neben Strafrechtsschutzpolicen verkauft Roland auch Vermögensschadenrechtsschutz und einen speziellen Anstellungsvertragsrechtsschutz. Managerhaftpflichtpolicen, so sogenannte D&O-Deckungen, vertreibt Roland nicht.
Im Ausland will Horrion 2011 einen neuen Markt erschließen, danach soll jährlich ein weiteres Land folgen. Einzelheiten wollte er nicht nennen. Seit 1995 ist Roland in Österreich aktiv, seit 2001 in Italien und seit Anfang 2010 in den Niederlanden. In Österreich hat sich Roland in den vergangenen Jahren für Privatkunden geöffnet, konzentriert sich ansonsten aber auf Policen für Industrie, Gewerbe und Selbstständige. In den Niederlanden ist Roland auf Strafrechtsschutz und freie Berufe spezialisiert. „Wir haben guten Grund zu der Annahme, dass wir dort sehr, sehr schnell reüssieren“, sagte Horrion. Der Strafrechtsschutz sei neu für die Niederlande. Außerdem kann Roland gegenüber anderen Anbietern mit freier Anwaltswahl punkten, die es dort bislang nicht gab, von Verbraucherschützern aber gefordert wird. „Wir mussten Personal einstellen, weil wir so viele Anfragen hatten“, sagte Hesse. Von 650 Roland-Mitarbeitern sind 80 im Bereich Industrie und Ausland tätig.
Quelle: Financial Times Deutschland
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