Höhere Zinsen könnten Einmalbeiträge schmälern
Herbert Fromme , Berlin
Die deutschen Versicherer erwarten für 2011 deutlich niedrigere Wachstumszahlen, nachdem ihre Prämien entgegen den eigenen Erwartungen 2009 und 2010 nach oben geschossen waren. Die steigenden Zinsen für Spareinlagen bei Banken könnten dem Höhenflug ein Ende bereiten: In beiden Jahren waren Einmalbeiträge für Lebensversicherungen der Grund für Wachstumsraten von 4,2 Prozent und 4,3 Prozent – auf zuletzt 179 Mrd. Euro. Allein 2010 zahlten Kunden satte 27 Mrd. Euro Einmalbeiträge ein, weil sie Alternativen zu niedrigen Bankzinsen suchten. „Das sind 29 Prozent mehr als im Vorjahr“, sagte Maximilian Zimmerer, Chef der Allianz Lebensversicherung und Vorsitzender des Fachausschusses im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). 2009 lag das Wachstum der Einmalbeiträge sogar bei fast 60 Prozent.
Doch jetzt kommt das Geschäft ins Stocken. „Das ist sehr abhängig vom allgemeinen Zinsniveau“, sagte Zimmerer. Weil Kunden bei Banken attraktivere Zinsen erhalten, gehen viele nicht mehr zu den Versicherern. GDV-Präsident Rolf-Peter Hoenen glaubt deshalb, dass die Branche 2011 mit weniger Zuwachs auskommen muss. Zahlen wollte er nicht nennen.
Anzeichen für eine Wende sieht er in der Autoversicherung. Dort seien die Prämien 2010 um 0,6 Prozent gestiegen, der erste Anstieg seit sechs Jahren. Doch es kann dauern, bis sich das in den Ergebnissen wiederfindet. Die Autoversicherer nahmen 2010 20,2 Mrd. Euro ein und zahlten 21,5 Mrd. Euro für Schäden, Vertriebs- und Verwaltungskosten. Dabei war die Autoversicherung kein Minusgeschäft: Kapitalerträge sorgten dafür, dass die Gesellschaften „betriebswirtschaftlich am Breakeven sind“, sagte Axa-Deutschland-Chef Frank Keuper. In der Wohngebäudeversicherung, in der die Branche sich ebenfalls seit Jahren einen Preiskrieg liefert, ist das anders. Dort sorgten Stürme und Kälteperioden 2010 für rote Zahlen.
Erdbeben, Tsunami und Nuklearkatastrophe in Japan werden kaum direkte Auswirkungen auf die deutschen Erstversicherer haben, die mit Endkunden Geschäfte machen. Nur die Rückversicherer müssen leisten. „Aufgrund der Zahlen aus unserem Unternehmen sehe ich keine dramatischen Auswirkungen“, sagte Keuper. Betroffen seien nur die Industrieversicherer.
Quelle: Financial Times Deutschland
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