Rückversicherer übernimmt Geschäft der Aegon-Gesellschaft Transamerica Re
Herbert Fromme , Köln
Der französische Rückversicherer Scor hat einen großen Teil der US-Rückversicherungsaktivitäten der niederländischen Aegon übernommen. Scor zahlt 630 Mio. Euro für das Geschäft mit biometrischen Risiken, das Aegon in den USA unter der Marke Transamerica Re betrieb. Das Geschäft mit variablen Annuitäten und andere Segmente übernimmt Scor nicht. Die Aktie der Pariser Firma stieg um zwei Prozent auf 19,80 Euro.
„Wir finanzieren die Transaktion ohne die Ausgabe neuer Aktien aus eigenen Mitteln“, sagte Scor-Chef Denis Kessler. Möglicherweise wird Scor aber eine Anleihe ausgeben. Mit Aegon sei eine Zusammenarbeit für 15 Jahre vereinbart worden, sagte er. Offenbar waren auch Munich Re und Swiss Re an dem Deal interessiert. Beide Gesellschaften wollten sich nicht äußern. Hannover Rück dagegen hatte kein Interesse. Die Gesellschaft hatte erst 2009 in den USA einen großen Lebensrückversicherungsbestand von der ING gekauft.
Die Lebensrückversicherung gilt als langfristiges und profitables Geschäft, wenn es mit der nötigen Expertise betrieben wird – die bei Transamerica Re vorhanden ist. Sie unterscheidet sich deutlich vom Rückversicherungsschutz gegen Katastrophen wie Erdbeben und Stürme, der immer nur für ein Jahr abgeschlossen wird, und gilt als weniger problematisch als die Haftpflicht-Rückversicherung mit lang laufenden Risiken aus Arzneimitteln, Asbest und anderen Produkten. Sie hat schon oft zu hohen Verlusten im Markt geführt, die Lebensrückversicherung nur selten.
In diesem Segment sichern sich Lebensversicherer gegen das Risiko ab, durch Epidemien oder aus anderen Gründen plötzlich mit einer sehr viel höheren Sterblichkeit im Bestand fertig werden zu müssen. Dann zahlt der Rückversicherer. Im Geschäftsfeld Rentenversicherungen können sich Erstversicherer gegen spürbare Steigerungen der Langlebigkeit absichern, die zu längeren Rentenzahlungen führt. Auch Berufsunfähigkeit und sonstige Invalidität sowie der Pflegefall zählen zu den biometrischen Risiken.
Mit dem Deal rückt die Pariser Gesellschaft auf einen Schlag von Platz neun auf Platz zwei der Lebensrückversicherer in den USA vor. Größte Gesellschaft ist die Reinsurance Group of America, auf Platz drei und vier stehen Swiss Re und Munich Re. Weltweit ist Scor jetzt Nummer fünf, nach Munich Re, Swiss Re, Hannover Rück und RGA.
Transamerica Re kam 2010 auf 2,2 Mrd. Euro Prämie, davon 87 Prozent aus den USA. Das Unternehmen hat 450 Mitarbeiter. Hauptsitz ist Charlotte in North Carolina. Die Zusammenlegung mit der deutlich kleineren Scor Global Life in New York wird das Management in Charlotte unter der Führung von Transamerica-Re-Chef Paul Rutledge organisieren. Er soll in das weltweite Executive Committee der Pariser Gruppe aufsteigen.
Als Teil des Deals überträgt Aegon Verbindlichkeiten und Kapitalanlagen von 1,2 Mrd. Euro an Scor. Auch die irische Aegon-Tochter, in der Transamerica-Bestände liegen, geht an Scor über. Aegon will den Erlös aus dem Verkauf nutzen, um die Schulden bei der niederländischen Regierung durch die Rettung in der Finanzkrise weiter zu reduzieren. Außerdem will sich der Konzern auf seine Kernsegmente konzentrieren.
Quelle: Financial Times Deutschland
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