Erfolgreich mit Riester

Union Investment

Solche Bilder hat kein Unternehmen gern. Vor Kurzem berichteten erst der Bayerische Rundfunk, dann der ARD-Ratgeber Geld über eine Kundin mit einem Riester-Rentenvertrag, der bereits gewährte Zulagen wieder abgezogen wurden. Die Kundin und die Zuschauer haben kein Verständnis dafür, dass der Anbieter der Riester-Rente die Frau nicht über erforderliche, geringe Zahlungen während der Erziehungszeit informiert hat. Immer wieder breit im Bild: das Firmenlogo von Union Investment.

Die Anlegerin hatte den Vertrag mit den bürokratischen Widerhaken bei der Fondsgesellschaft abgeschlossen. Das Zulagenproblem haben auch hunderttausende Kunden anderer Anbieter. Doch als Marktführer bei der Riester-Rente gerät Union Investment bei grundsätzlichen Problemen schnell ins Visier der Öffentlichkeit. Ende 2010 hatte das zum Finanzverbund der Volks- und Raiffeisenbanken gehörende Unternehmen 1,84 Millionen der marktweit 14,4 Millionen abgeschlossenen Verträge im Bestand, Versicherungsriese Allianz kam nur auf 1,54 Millionen.

Das Riester-Geschäft ist ein Paradebeispiel für die Arbeitsteilung des genossenschaftlichen Finanzverbunds. Abgesehen vom Versicherer R+V verkaufen alle Partner Riester-Verträge für Union Investment. Aber auch mit dem Versicherer gibt es eine enge Kooperation, und zwar in den Bereichen fondsgebundene Rentenversicherungen wie bei der fondsbasierten Rürup-Rente. „Hier liefert Union Investment die Fondskomponente und R+V den Versicherungsmantel“, sagt Klaus Riester, der bei Union Investment für die Strategie in der genossenschaftlichen Finanzgruppe verantwortlich ist. Er ist nicht verwandt mit Ex-Bundesarbeitsminister Walter Riester (SPD), der die staatlich geförderte Altersvorsorge eingeführt hat. Der ist allerdings auch an Bord. Seit seinem Ausscheiden aus dem Bundestag ist er Aufsichtsratsmitglied bei der Union Asset Management Holding, der Dachgesellschaft der Union Investment Gruppe.

Mit 177,4 Mrd. Euro Assets under Management gehört sie zu den Großen der Branche. Im Publikumsfondsgeschäft ist Union Investment nach der Deutsche-Bank-Tochter DWS und dem Sparkassenableger Deka die Nummer drei im Markt, noch vor der Allianz-Gesellschaft Allianz Global Investors.

Die Partner aus dem Genossenschaftslager haben eine ganze Reihe konkurrierender Angebote für Anleger im Programm. Ins Gehege kommen sich Banken, Bausparkassen und Union Investment aber nicht, sagt Klaus Riester: „Wir definieren uns als Teil des Bankgeschäfts.“ Die Bedürfnisse der Bank hätten Priorität: „Dem haben wir uns unterzuordnen.“ Union Investment hat den Anspruch, den Verbundpartnern maßgeschneiderte Lösungen zu liefern. Neue Angebote entwickeln die Experten aus der Fondsgesellschaft und den übrigen Verbundhäusern gemeinsam.

Ebenso wie die Konkurrenten Allianz Global Investors und LBBW hat sich Union Investment eine Abmahnung der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen eingefangen. In der Kritik stehen Gebühren für den Druck und die Bekanntmachung der Jahresberichte für Fonds sowie die Inanspruchnahme von externen Anlageberatern. Diese Ausgaben müssen in die Verwaltungskosten eingepreist werden, fordert Markus Feck, Jurist der Verbraucherzentrale NRW. Weil sie das nicht sind, kann der Anleger sie vor dem Abschluss eines Vertrags nicht sehen. Union Investment weist die Vorwürfe zurück, will sich aber zu der Sache nicht äußern. „Wir wollen, dass das gerichtlich überprüft wird“, sagt Jurist Feck. Die Verbraucherzentrale hofft, dass eine Änderung bei den Großen zu einer Korrektur in der ganzen Branche führt.

Anja Krüger

Quelle: Financial Times Deutschland

Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.

Diskutieren Sie mit