Schwäbisch Hall
Friederike Krieger
Die Finanzkrise hat den deutschen Bausparkassen goldene Zeiten beschert. Auch bei Schwäbisch Hall ist die Stimmung gut. „Bausparen ist wieder in“, freut sich der Vorstandsvorsitzende Matthias Metz: „Wir gelten nicht mehr als langweilig, sondern als attraktiv.“ Die Bausparkasse der Genossenschaftsbanken ist mit einem Anteil von 28,6 Prozent Marktführer in Deutschland. In diesem Jahr feiert das Unternehmen, das mit einem Fuchs für sich wirbt, sein 80-jähriges Bestehen.
Im ersten Quartal 2011 haben die Kunden bei Schwäbisch Hall rund 260 000 Neuverträge mit einer Bausparsumme von 10 Mrd. Euro abgeschlossen – ein Plus von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. In der hohen Nachfrage spiegele sich die Angst vor Inflation und steigenden Zinsen wider, sagt Metz. „Die Menschen wollen sich jetzt noch niedrige Zinsen sichern.“ Bei einem Bausparvertrag, einer Kombination von Spar- und Darlehensvertrag, wird der Zins für den Kredit bereits bei Vertragsabschluss festgelegt, auch wenn die Summe erst Jahre später abgerufen wird. „Bausparen ist das Zinssicherungsgeschäft des kleinen Mannes“, stellt Metz fest. Er rechnet zwar damit, dass sich das aufgeheizte Geschäft im Jahresverlauf wieder etwas abkühlen wird. „Aber wir werden in diesem Jahr sicher zweistellig wachsen und über dem Branchendurchschnitt liegen“, prognostiziert er.
Vertriebsweg für Schwäbisch Hall sind ausschließlich die Genossenschaftsbanken. „Das ist ein unschätzbarer Vorteil“, sagt Metz: „Ihre feste Verwurzelung in der Bevölkerung hilft uns ungemein.“
Branchenkenner sehen aber gerade darin den größten Hemmschuh des Unternehmens. „Schwäbisch Hall ist eine sehr große Macht am Markt, doch der Konzern befindet sich in der Wachstumsfalle“, sagt ein Experte: „Er kann nicht über den Verbund hinaus expandieren.“ Partnerschaften oder Zukäufe seien durch die Verankerung in der genossenschaftlichen Finanzgruppe praktisch ausgeschlossen. „Und für den Internetvertrieb sind Bausparverträge viel zu komplex“, sagt er. Das Ziel, einen Marktanteil von 30 Prozent zu erreichen, werde bei Schwäbisch Hall seit Jahren ausgerufen – aber nicht erreicht.
Schwäbisch-Hall-Chef Metz sieht dagegen noch reichlich Wachstumsmöglichkeiten: „Die Finanzgruppe hat 30 Millionen Kunden, wir kommen auf 6,7 Millionen. Da besteht also noch viel Potenzial“, sagt er. Wachstumschancen bietet nicht nur der Bedarf an Neubauten, sondern auch an Modernisierungen und Renovierungen. „Zwei Drittel unseres Neugeschäfts kommt inzwischen aus diesem Bereich“, berichtet Metz: „Viele nutzen den Bausparvertrag als Krankenschein für das Haus, also für den Fall, dass die Heizung kaputtgeht oder die Fenster eine neue Isolierung benötigen.“ Die Trendwende in der Energiepolitik durch die Atomkatastrophe in Japan führe dazu, dass die Energieeffizienz von Gebäuden stärker in den Mittelpunkt rückt. Zudem steige der Bedarf nach altersgerechtem Umbau von Wohnungen. „Erst rund ein Prozent der Wohnungen in Deutschland sind barrierefrei“, sagt Metz.
Zusätzliche Impulse für Wachstum biete das Engagement im Ausland. Schwäbisch Hall hat insgesamt mehr als drei Millionen Kunden in Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Rumänien und China. Im Jahr 2010 wurden in diesen Ländern 730 000 neue Verträge abgeschlossen – ein Plus von 4,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Die Vorzüge des Bausparmodells werden nach der jüngsten Finanzkrise immer mehr auch im Ausland erkannt“, sagt Andreas Zehnder, Vorstandsvorsitzender des Verbands der Privaten Bausparkassen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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