Rückversicherer will Quartalsverlust auf jeden Fall aufholen //Weltmarktführer kündigt deutliche Preiserhöhungen an
Herbert Fromme , Köln
Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re weigert sich weiter, eine neue Gewinnprognose für 2011 vorzulegen. Das Unternehmen rechne zwar weiter mit einem Gewinn für das volle Jahr, sagte Finanzchef Jörg Schneider gestern in einer Telefonkonferenz, bleibt aber genaue Ziele schuldig. Im ersten Quartal musste Munich Re wegen des Japan-Erdbebens einen Konzernverlust von 948 Mio. Euro hinnehmen, verglichen mit einem Gewinn von 485 Mio. Euro im Vorjahr. Ursprünglich wollte der Konzern im laufenden Jahr wie schon 2010 2,4 Mrd. Euro verdienen. Jetzt bleibt die Zahl offen. „Es widerstrebt uns, wenn wir ein Gewinnziel verfehlt haben, jetzt einfach etwas Neues in die Welt zu setzen“, sagte Schneider. Es sei ja auch noch früh im Jahr. Die Aktie des Konzerns verlor gestern 1,7 Prozent. Größter Einzelaktionär mit mehr als zehn Prozent ist US-Investor Warren Buffett.
In den vergangenen zwei Wochen hatten alle großen Rückversicherer aufgrund der Naturkatastrophen in Asien und Australien entweder Verluste für das Quartal oder, wie Hannover Rück, einen stark reduzierten Gewinn gemeldet.
Vorstand Torsten Jeworrek sagte indes auch, in den Verhandlungen für Verträge zum 1. April habe es deutliche Anzeichen für bessere Preise gegeben. „Bei Verträgen, die von Schäden betroffen sind, waren es eher 50 Prozent oder mehr, bei anderen 25 Prozent“, sagte Jeworrek. Zum April werden traditionell Verträge in Japan, Korea, für einen Teil des US-Geschäfts und mit Großkunden abgeschlossen. Insgesamt könne es im Rückversicherungsmarkt zu niedrigen zweistelligen Preiserhöhungen kommen.
Zur Möglichkeit eines weiteren schweren Erdbebens in Japan sagte Jeworrek, das Beben im Norden Japans, dem der Tsunami folgte, habe die Spannungen in der Erdoberfläche in einigen Teilen der Region verringert, in anderen verstärkt. „Ein Teil des Spannungsaufbaus ist ein paar Hundert Kilometer südlich geschehen, in der Nähe von Tokio.“ Allerdings sei ein mögliches Beben in der Nord-Süd-Verwerfung im Meer nicht mit dem Worst Case für Japan gleichzusetzen – dem größten Schaden, den Rückversicherer in ihren Modellen berechnet haben. „Dieser Worst Case beruht auf einem möglichen Beben in einer Ost-West-Verwerfung in der Nähe von Tokio.“
Für die ersten drei Monate meldete die Gesellschaft eine Schaden-und-Kosten-Quote im Kerngeschäft Rückversicherung von 159 Prozent. Das heißt, sie musste für jeden Euro Prämie 1,59 Euro für Schäden, Vertrieb und Verwaltung zahlen. Allerdings sind Quartalszahlen für Rückversicherer wenig aussagekräftig. Der Kern des Geschäftsmodells der Branche ist vielmehr der Ausgleich großer Risiken über Regionen und Kontinente hinweg und über längere Zeit.
Enttäuschend verlief das Geschäft in der Erstversicherung, in der Risikogroßhändler Munich Re vor allem über die Tochter Ergo Versicherungen an Endkunden verkauft. Das Segmentergebnis sank von 165 Mio. Euro im Vorjahresquartal auf 56 Mio. Euro. Ergo-Chef Torsten Oletzky nannte das geringere Kapitalanlageergebnis und hohe Abschreibungen auf die Tochter in Korea als Grund. Sie leidet unter Verlusten in der Autoversicherung.
Zu den Kurseinbrüchen bei den Staatsanleihen einiger Euro-Länder äußerte sich Finanzchef Schneider gelassen. „Die heutige Situation mit Griechenland, Portugal und Irland unter dem Rettungsschirm haben wir so erwartet“, sagte er. Ein erheblicher Teil möglicher Verluste aus Staatsanleihen dieser Länder sei bereits an den Märkten berücksichtigt und habe die Investoren schon getroffen. „Das müsste sich regeln lassen, ohne dass es zu neuen Schwerstverwerfungen führt“, sagte Schneider weiter. Zwar sei das kein erfreuliches Thema, doch handele es sich dabei um nichts, was Munich Re aus der Bahn werfen würde.
Quelle: Financial Times Deutschland
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