Der Verkauf von Policen über das Internet zieht an. Immer mehr Verbrauchernutzen Plattformen, auf denen sie die Preise vieler Anbieter vergleichen können
Im Sommer beginnt beim Onlinevergleichsportal Check-24 eine neue Ära. Kunden können dann auf den Seiten des Vermittlers erstmals Zahnzusatzversicherungen vergleichen und kaufen. „Wir wollen uns zu einem Vermittler von Personenversicherungen entwickeln“, sagt Check-24-Sprecher Daniel Friedheim.
Der Vertrieb von Versicherungen über das Internet lief lange schleppend. Erst als Portale wie Check-24, Aspect Online oder Geld.de den Versicherungsvergleich als Geschäftsidee entdeckten, änderte sich das. Das Konzept: Interessierte können auf den Internetseiten der Portale die Preise und Konditionen verschiedener Anbieter vergleichen. Schließen sie bei einem gelisteten Versicherer einen Vertrag ab, bekommen die Betreiber dafür eine Provision. Ihre Höhe ist ein gut gehütetes Geschäftsgeheimnis. Experten gehen davon aus, dass sie in der Kfz-Versicherung zwischen 60 und 100 Euro liegt.
In der Autosparte spielt der Verkauf übers Internet eine große Rolle. Die Portale haben dabei eine enorme Marktmacht. Ein Viertel aller neuen Kfz-Policen haben Kunden in der Wechselsaison 2010 über ein Onlineportal gekauft. Mit nach eigenen Angaben 400 000 vermittelten Verträgen ist Check-24 führend. „Wir haben einen Marktanteil von 50 bis 60 Prozent“, sagt Sprecher Friedheim. Policen anderer Sparten spielen bei Check-24 noch eine untergeordnete Rolle. Im Programm sind schon weitere Angebote wie private Haftpflicht oder Hausrat. Perspektivisch sollen auch Policen wie Lebens- oder Rentenversicherungen hinzukommen. Die Zahnersatzpolice ist das Pilotprojekt dafür.
Kritiker werfen Vergleichsportalen vor, nicht den gesamten Markt abzudecken. „In der Kfz-Versicherung haben wir 70 von rund 100 Anbietern“, sagt Friedheim. Gegenüber früher, als Verbraucher für einen Preisvergleich mühsam von Website zu Website ziehen mussten, sei das ein großer Fortschritt. „Eine absolute Transparenz gibt es nicht, weil einige Anbieter das nicht wollen“, sagt er mit Blick auf die HUK-Coburg, den Marktführer in der Autoversicherung. Die HUK ist bei Check-24 ausgestiegen und hat gemeinsam mit der Talanx-Tochter HDI Direkt und dem Autoversicherer WGV das Vergleichsportal Aspect Online übernommen.
Die HUK ist mit ihrer Tochter HUK-24 selbst lange erfolgreich im Internet unterwegs. Der größte deutsche Versicherungskonzern Allianz dagegen ist erst spät in die Gänge gekommen. Die Allianz-24 hat der Konzern zugunsten seines Direktversicherers All-Secur aufgegeben. Hier sind 276 000 Autos versichert, weitere 110 000 über einen Onlinetarif, den Vertreter verkaufen. Private Haftpflicht-, Hausrat- oder andere Sachversicherungen gibt es online nicht. „Das ist Vertretergeschäft“, sagt Allianz-Sprecherin Claudia Herrmann.
Für Kunden ist der reine Onlineabschluss zwar bequem, hat aber auch Haken. Wer im Internet eine Police kauft, entbinde den Anbieter automatisch von dessen Beratungspflichten und gebe damit Haftungsansprüche auf, sagt der Hannoveraner Fachanwalt für Versicherungsrecht Jens Tietgens. Auch wenn Kunden Beratungsangebote am Telefon wahrnehmen und dann einen Vertrag abschließen, haben sie bei falschen Auskünften keinen Haftungsanspruch.
Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
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