Tariferhöhung in der Arzthaftpflicht verschreckt Mediziner
Ilse Schlingensiepen , Köln
Axa brechen in Deutschland große Teile des Bestands in der Arzthaftpflicht weg. Die Ärzte machen die drastischen Preiserhöhungen des Kölner Versicherers nicht mit und wechseln zur Konkurrenz – die nach Einschätzung von Axa aber bereit ist, aus Wettbewerbsgründen mit nicht kostendeckenden Prämien zu arbeiten.
Der Vorgang zeigt, dass die von Branchenvertretern immer wieder beschworene Rückkehr zur Vernunft in der Schadenversicherung eine Illusion ist. Die Unternehmen kämpfen in Sparten wie Haftpflicht, Auto oder Hausrat weiter erbittert um jeden Kunden – nicht zuletzt über den Preis. Der Wettbewerb ist auch deshalb so hart, weil der Absatz in der lange gut laufenden Lebensversicherung für die Unternehmen immer schwieriger wird.
In der Arzthaftpflicht hatte Axa in den vergangenen Jahren heftige Verluste eingefahren. Deshalb hat sie ihre Bestände überprüft und rund 65 Prozent der Ärzte neue Verträge mit deutlich höheren Preisen angeboten. Die Konsequenz: „Wir verlieren zwischen 80 und 90 Prozent dieser Kunden“, sagte Vorstand Markus Hofmann. „Es gibt genug Kapazität im Markt.“ Einige Wettbewerber hätten den Ärzten Prämien angeboten, die noch unter denen lagen, die bei Axa nicht kostendeckend waren.
Die Prämieneinnahmen in der Arzthaftpflicht sanken drastisch von 77 Mio. Euro 2009 auf knapp 40 Mio. Euro 2010. Bei Gesamtprämieneinnahmen von 10,4 Mrd. Euro – plus 1,2 Prozent – fällt das zwar nicht schwer ins Gewicht. Ärzte sind aber eine begehrte Klientel. Heilberufler sind bei Axa eins der vier Kundensegmente, neben Privatkunden, Firmenkunden und öffentlichem Dienst.
Vorstandschef Frank Keuper ist optimistisch, dass Axa im laufenden Jahr weiter wachsen wird, vor allem in der Schaden- und der Krankenversicherung. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, hat er ein Programm zur Effizienzsteigerung auf den Weg gebracht. Damit sollen Prozesse verschlankt sowie Arbeitsabläufe optimiert und vereinheitlicht werden. Ob und welche Konsequenzen das für die Arbeitsplätze habe, sei noch nicht absehbar, sagte Keuper. „Das werden wir in der zweiten Jahreshälfte wissen.“
Vor allem wegen deutlich höherer Gewinne in der Lebensversicherung und den Kapitalanlagen konnte Axa das Konzernergebnis von 142 Mio. Euro auf 413 Mio. Euro steigern.
Für die Regulierung der Schäden durch die Loveparade-Katastrophe in Duisburg hat Axa, die den Veranstalter Lopavent versichert hatte, 10 Mio. Euro zurückgestellt. Über die Höhe der Schäden und den Stand der Regulierung will sich das Unternehmen indes noch nicht äußern.
Quelle: Financial Times Deutschland
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