GDV soll sich von Lustreise bei Ergo distanzieren
Herbert Fromme , Dortmund
Der Dortmunder Versicherer Signal Iduna sieht den Ruf der Branche durch den Sex-Skandal beim Konkurrenten Ergo schwer beschädigt – und fordert den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft GDV auf, sich abzugrenzen. „Der Ruf der Branche ist beschädigt, das ist gar keine Frage“, sagte Reinhold Schulte, Chef der Signal Iduna und Vorsitzender des Verbandes der privaten Krankenversicherung (PKV). Schulte bezog sich auf die viel diskutierte Reise von Vertretern der Ergo-Gesellschaft Hamburg-Mannheimer International nach Budapest, bei der das Unternehmen 2007 Prostituierte angeheuert hatte.
„Auch das Präsidium des GDV muss sich eindeutig von solchen Vorgängen distanzieren“, sagte Schulte. „Ich werde das auf der nächsten Präsidiumssitzung ansprechen.“ Schulte ist Mitglied des Gremiums, ebenso wie Munich-Re-Chef Nikolaus von Bomhard und Ergo-Vorstandsvorsitzender Torsten Oletzky. Schulte sagte, sozialpolitische Gespräche, die er in seiner Eigenschaft als PKV-Vorsitzender führe, seien belastet. „Mit welchem Politiker ich auch spreche, die erste Frage ist: Können Sie sich vorstellen, dass dies auch bei anderen Unternehmen der Fall ist?“
Schulte sagte, bei Signal Iduna sei ein solches Vorgehen unvorstellbar. Beim Vertrieb OVB, der seit 2010 mehrheitlich zum Unternehmen gehört, habe die Unternehmensführung erklärt, es habe keine Reisen mit käuflichem Sex für Vertreter gegeben, wie ein Sprecher sagte.
Zum Ergebnis 2010 sagte Schulte, die Gruppe ernte jetzt die Früchte der Expansion der vergangenen Jahre. Der Gruppe aus Versicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit, die durch Kooperationsverträge und ein einheitliches Management verbunden sind, schloss sich 2009 die Deutsche Ring Krankenversicherung an. Jetzt bilden vier separate Versicherungsvereine die Konzernspitze.
Schulte sagte, andere Unternehmen seien mit Allfinanz gescheitert, bei der Signal Iduna mache das Konzept Sinn. Die Versicherungsgruppe kontrolliert die Bank Donner & Reuschel, die 2010 aus der Fusion der beiden Töchter Conrad Hinrich Donner Bank und Reuschel & Co. hervorging.
Von den Beitragseinnahmen von 5,6 Mrd. Euro im Jahr 2010 – ein Plus von sieben Prozent – stammt fast die Hälfte aus der politisch umkämpften privaten Krankenversicherung. Die Lebensversicherung wuchs vor allem dank Einmalbeiträgen um 19 Prozent auf 1,8 Mrd. Euro, das Schadengeschäft um 1,1 Prozent auf 1,2 Mrd. Euro. Der operative Gewinn sank leicht um 1,8 Prozent auf 757 Mio. Euro, der Jahresüberschuss stieg um 16 Prozent auf 82 Mio. Euro.
Quelle: Financial Times Deutschland
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